Ein Tag im Ramadan in Dubai

Es ist der wohl bekannteste Monat des islamischen Kalenders: der Ramadan. Weltweit feiern gläubige Muslime im neunten Monat des Jahres ihre Verbindung mit Allah durch Fasten, Beten und großzügige Spenden. Das öffentliche Leben schaltet in dieser Zeit einen Gang zurück, und so hat man die Chance, Dubai, die sonst so atemlose Metropole am Golf, einmal anders zu erleben. Aber wie sieht nun so ein typischer Tag im Ramadan aus, der in diesem Jahr, 2016, am 6. Juni begonnen hat?

Suhoor– das erste Mahl des Tages

Noch vor dem Aufgang der Sonne erwachen die Gläubigen in der Regel im Kreise der Familie und beginnen den Tag mit dem Suhoor, dem „Frühstück“ im Ramadan. Dieses kleine Frühmahl ist eine wichtige Stärkung für einen langen Tag ohne Essen und Trinken. Es soll möglichst kurz vor dem Morgengebet eingenommen werden, das als nächstes auf dem Programm steht. Während Suhoor in der Woche meist zuhause im Kreise der Familie stattfindet, gehen am Wochenende viele Gläubige zum Suhoor, das außerhalb des Heims in einer Gemeinschaft eingenommen wird.

Saum - das Fasten

Während des Fastenmonats sind alle gläubigen Muslime angehalten, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf das Essen, Trinken und Rauchen zu verzichten. Neben dem physischen Verzicht sollen sich die Fastenden aber auch mit schlechten Gedanken, Worten und Taten zurückhalten. Streit und laute Worte sind im Ramadan nicht angebracht. Durch das Fasten sollen Körper und Seele gleichermaßen gereinigt werden. Begleitet wird das Fasten von mildtätigen Werken. Nach dem Verständnis des islamischen Glaubens ist es die Pflicht der Reichen, den Armen zu helfen und sie zu unterstützen. Dieses Gebot, Zakat genannt, nimmt während des Ramadan eine besonders starke Stellung ein, und so werden im Fastenmonat vielfältige Spendenaktionen durchgeführt.

Zakat – die Unterstützung der Armen

Die Unterstützung der armen Bevölkerung durch die wirtschaftlich stärkeren Mitglieder der muslimischen Gesellschaft gehört zu den 5 Säulen des Islam. Sich in die Lage der Bedürftigen zu versetzen und ihnen zu helfen, gehört deshalb zu den grundlegenden Pflichten eines gläubigen Moslems.

Iftar – das Fastenbrechen

Jeden Tag nach dem Untergang der Sonne beginnt die Zeit des Fastenbrechens, die Iftar genannt wird. Wenn das Signal zum Fastenbrechen ertönt, beginnt das Iftar-Mahl, bei dem spezielle Speisen serviert werden. Traditionell beginnt ein solches Mahl jedoch nach dem Vorbild Mohammeds mit einem Schluck Wasser und einigen Datteln. Restaurants, die den ganzen Tag geschlossen waren, öffnen dann ihre Pforten und laden dazu ein, gemeinsam das Fastenbrechen zu feiern. Auch in Privathäusern gehört die Gastfreundschaft dann zu den obersten Geboten. In Dubai findet man während des Iftar-Mahls in der ganzen Stadt prachtvolle arabische Zelte, in denen köstliche Speisen aufgetischt werden.

Die Offenbarung

Der Ramadan gilt auch als der Monat, in dem Allah dem Propheten Mohammed die ersten Suren des Koran offenbart hat. Zum Ramadan gehört es deshalb auch, an jedem Tag des Fastenmonats ein Dreißigstel des Korans zu lesen. So wird erreicht, dass am Ende des Ramadan das gesamte Heilige Buch gelesen und alle Suren rezitiert worden sind.

Die Gebete - Tarāwīh

Die TarāwÄ«h-Gebete werden im sunnitischen Islam an jedem Tag des Ramadan nach dem Nachtgebet Isha gesprochen. Über den Heiligen Monat verteilt wird so der gesamte Koran rezitiert. Besondere Bedeutung kommt dabei der Nacht Lailat Al-Qadr zu, die stets in die letzten 10 Tage des Ramadan fällt. Sie gilt als besonders segensreich, da in ihr der Koran zum ersten Mal offenbart wurde. Diese Nacht der Bestimmung ist nach den Worten des Propheten besser als tausend Monate.

Besonderheiten des Ramadan in Dubai

Der Ramadan in Dubai ist eine ganz besondere Zeit, in der Nicht-Muslime den Sitten und Gebräuchen der Einheimischen mit Respekt gegenübertreten sollten. Auch wenn von den „Ungläubigen“ nicht verlangt wird, die Gebote des Propheten einzuhalten, so sollte jedoch auch von ihnen darauf Rücksicht genommen und in der Öffentlichkeit auf Essen, Trinken und Rauchen weitgehend verzichtet werden. Viele Restaurants sind auch im Ramadan tagsüber geöffnet. Hier kann dann hinter einem Sichtschutz ungestört gegessen und getrunken werden. Während des Ramadan gelten in vielen öffentlichen Einrichtungen und Geschäften eingeschränkte Öffnungszeiten.

Der Ramadan ist aber auch eine gute Gelegenheit, beim Fastenbrechen gemeinsam zu feiern und einen authentischen Einblick in die Kultur und das Leben der Menschen am Golf zu gewinnen.