Bauarbeiten in Muscat ab 1965
Anfang 1965 hatten wir in Muscat den ersten Bauauftrag bekommen.

Wir mussten einen Landungssteg für Schiffe der Ölkompanie bauen, wo Ölfeldrohre ausgeladen werden sollten. In Dubai haben wir die benötigten Maschinen, Bagger, Radlader, Generatoren, Dieselschweißgeräte und andere Dinge, für den Transport vorbereitet, die dann auf ein Schiff verladen wurden.
Am 24. April 1965 musste ich auf unsere erste Baustelle in Muscat. Oben links das Einreisevisum nach Muscat, rechts das Wiedereinreisevisum in die "Trucial States", also nach Dubai.
Drei Wochen später musste ich nach Muscat, denn einige wenige Maschinen wollten nicht so wie vorgesehen funktionieren. Also war mein Flug dorthin angesagt. Zu dieser Zeit war es gar nicht so leicht nach Muscat zu kommen. Es gab nur ein Flugverbindung pro Tag. Mehr wollte der damalige Sultan nicht. Das Flugzeug hatte nur 14 Sitzplätze. Es war eine viermotorige Heron.
Die "Heron DH 114". Zum Einsteigen brauchte man eine kleine Treppe mit drei Stufen.
Bordpersonal gab es nicht. Als Getränk gab es im hinteren Teil einen großen Teekessel zur Selbstbedienung. Das war alles. Nachdem der Pilot die vier Motoren gestartet hatte und sich das Flugzeug schon einige Meter Richtung Rollfeld bewegt hatte, blieb es plötzlich stehen.

Der Pilot, er war alleine im Cockpit, kam etwas unwirsch aus seiner Kanzel, öffnete die Flugzeugtüre, um noch einen Fluggast ohne Einstieghilfe mit Koffer an Bord zu holen. Der Pilot brummte vor sich hin und ging wieder in seine Cockpit. Dann flogen wir endlich ab.

Der Flug bis kurz vor den Flugplatz in Muscat war durch eine beeindruckende Landschaft geprägt. Doch dann wurde es noch einmal spannend.

Der Flugplatz in Seeb war eigentlich nur für die Jagdflugzeuge der Luftwaffe gebaut. Das bergige Gelände erlaubte nur eine schmale Einflugschneise zwischen steilen Felsen. Die Felsen waren von den Flügelspitzen nur etwa zwanzig Meter entfernt.

Eine kleine Maschine wie die Heron konnte dort gerade noch landen. Dann musste der Pilot einen steilen Sinkflug mit dem Flugzeug durchführen, um die Landebahn zu erreichen und vor allem aufpassen, nicht über die Landebahn hinaus zu rasen. Das hat er Gott sei Dank geschafft.
Blick aus dem Flugzeugfenster. So nah waren die Felsen.
Die nächste Hürde war der Zoll. Es waren bärtige Gesellen, die in großen Büchern jeden Eineisenden vermerkten. Ihr großes Bemühen war, Dinge zu finden, die verzollt werden konnten. In meinem Koffer fanden sie nur Hemden, Hosen und Unterwäsche, die neu ausgeschaut haben müssen. Auch meine Kameras fanden ihr Interesse.

In meinem vollkommenen Englisch habe ich den Zöllnern erklärt, dass ich nur einige Tage in Muscat bin und dann wieder abreisen werde. Jedenfalls habe ich zu meiner Überraschung meiner Firma keinen Zoll am Flughafen bezahlen müssen. Vielleicht haben die Zöllner mein ausgewähltes Englisch nicht verstanden. Wer weiß.
Abenteuerlicher Rückflug nach Dubai
Nach drei Wochen war meine Arbeit in Muscat beendet. Ein Rückflug nach Dubai mit einer normalen Linienmaschine war wegen Überbuchung nicht möglich. Da half mir die Ölkompanie, die eigene Flugzeuge für Versorgungsflüge ihrer Ölbohrstellen und für den Austausch ihrer Mannschaften hatte. Wir arbeiteten ja für sie. Dort konnte ich mitfliegen, allerdings ging die Reise nicht nach Dubai sondern nach Doha. Immerhin ein erster Schritt war getan.

Es war auch eine Heron in die ich einstieg. Wir waren fünf Personen und von vielen Kisten mit Lebensmitteln, deren Bestimmungsort ich nicht kannte, umgeben.

Gestartet wurde vom eigenem Flugfeld der Ölkompanie, das mit Steinen übersät war. Beim Start war es sehr unruhig, Steine schlugen an die Außenwand des Flugzeugs. Doch dann hoben wir ab. Das Flugzeug schraubte sich mit seiner Last langsam in die Höhe. Wir mussten ja über die hohen, von der Sonne verbrannten Berge, wenn wir Richtung Doha wollten.
Der Abflug von Doha.
Die Aussicht war atemberaubend: schroffe Berge, tiefe Täler, in denen man, obwohl wir an die 3000 Meter hoch flogen, die Bewässerungsanlagen der Araber erkennen konnte, sogenannte Faladj-Systeme.
Alte arabische Wasserleitung (Pfeile), aus dem Weltraum aufgenommen.
Die Faladj-Systeme


Kleine weiße Punkte markierten den Verlauf der unterirdischen Leitung, genannt "Falaj Qanat". Diese Punkte waren senkrechte Schächte, die alle 20 bis 30 Meter in den Boden gegraben wurden.

Diese Schächte wurden durch schmale Tunnel miteinander verbunden. Nach der Fertigstellung floss über viele Kilometer das Wasser aus den Bergen in weit entfernte Oasen. Auch die offenen Gerinne, "Falaj Ghayl" genannt, kurz vor den Oasen konnte man gut erkennen.

Die Wasserverteilung erfolgte nach festen Regeln, danach wird aus dem Gerinne zuerst das Trinkwasser entnommen. Dann fließt es weiter zu den Badehäusern der Frauen und Männer und weiter zum Haus der Totenwaschung, anschließend in die Gärten zur Bewässerung der Felder. Durch diese Wasserführung wurde auch die Wasserverdunstung auf ein Minimum reduziert. Heute sollen im Oman noch etwa 4500 Afladj (Mehrzahl von Faladj) in Betrieb sein. Sie werden wieder verstärkt genutzt und saniert.
"Falaj Ghayl" mit Düker (Tunnel). Das Wadi wird in diesem Fall durch einen Düker unterquert.
Weiterflug in die Wüste
Eine Thermik schüttelte die Maschine über den Bergen. Die Cockpit-Türe sprang auf, doch der Pilot saß gemütlich in seinem Sessel, die Füße auf dem Steuerknüppel und eine Zeitung lesend. Der Steuerknüppel wurde durch den Autopilot bewegt.

Nach einer Stunde hatten wir die imposante Bergkette überquert, vor uns lag die Wüste mit ihren verschieden geformten und gefärbten Sanddünen. Nach einer weiteren halben Stunde wurden die Motoren plötzlich gedrosselt. Die Maschine begann einen leichten Sinkflug.

Einen Flugplatz konnte ich, trotz größter Anstrengung nicht entdecken - nur Sanddünen weit und breit. Der Sinkflug setzte sich fort, die anderen vier Passagiere an Bord waren deshalb nicht nervös, also musste es wohl seine Richtigkeit haben.

Erst kurz vor der Landung konnte ich eine Piste in der Wüste ausmachen. Halb zugewehte Ölfässer säumten an den Rändern die provisorische Landebahn. Nun wir waren da, aber es rührte sich vorerst nichts. Wir stiegen aus und vertraten uns die Füße.
Unser Landeplatz in der Wüste.
Dann tauchte zwischen den Dünen eine Art "Güllefass" auf, gezogen von einem Traktor, das Treibstoff für das Flugzeug brachte. Dann kam ein Lastwagen, der die eingeflogenen Güter abholte, aber auch den fünften Fluggast, einen jungen Beduinen.

Später kam ein Landrover der den Piloten "entführte". In der Zwischenzeit wurde aus dem "Güllefass" das Flugzeug betankt.

Nach über einer Stunde brachte man den Piloten zurück. Unsere Sitze waren inzwischen in den hinteren Teil des Flugzeugs verlegt worden.

Dann ging es weiter in Richtung Doha. Die Wüste wurde dann leicht wellig, bis wir in Doha landeten.
Weiterflug nach Dubai
Dort musste ich mich um einen Flug nach Dubai kümmern. Ein Flughafen-Mitarbeiter besorgte mir das Ticket für einen Flug nach Dubai. Dieser Mann war schon einige Male in Innsbruck und Wien. So hatten wir eine Gesprächsbasis.

Er sagte mir, dass ich, wenn ein Platz im Flugzeug frei ist, mitfliegen könnte. Ich sollte im Transitraum warten. Das habe ich getan. Nun, der Transitraum war ein überdachter Raum mit alten Sitzgelegenheiten, aber mit Aussicht auf das Flugfeld, allerdings ohne Klimatisierung. Einige Propeller an der Decke versuchten die warme Luft wenigstens etwas in Bewegung zu halten.

Ein Flugzeug landete. Einige Zeit später kam dann eine Durchsage mit der Aufforderung, das Flugzeug nach Dubai zu besteigen. Nachdem ich auf einen Hinweis wartete, dass ich mitfliegen könnte, blieb ich sitzen. Die Passagiere stiegen ein, die Treppe wurde weggeschoben. Plötzlich wurde die Boden-Hostess unruhig und schickte einen Kollegen in meine Richtung. Der holte mich dann und brachte mich zum Flugzeug, die Treppe wurde wieder an das Flugzeug geschoben. Eine Flugbegleiterin öffnete die Flugzeugtüre und ließ mich ein.

Das war ein Hallo und ein Gelächter im Flugzeug. Ich lachte natürlich mit, so kam ich wenigstens nach Dubai.