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14.12.2008 20:59 Uhr
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Dubai muss auch kulturell kürzer treten

Es war wie Startschuss für die immer noch anhaltende Talfahrt der Finanzsituation Dubais, die grandiose Eröffnungsfeier des Hotels Atlantis vor einigen Wochen, denn schon einige Tage später purzelten die Zimmerpreise zum Teil unter 50 Euro. Es hat in der Tat etwas symbolisches, denn Geschäftsreisende, die immer wieder nach Dubai reisen, berichten, dass selbst der Verkehr auf der zehnspurigen Sheikh Zayed Road erheblich nachgelassen hätte.

Dubai hat (wie seine Nachbarn auch) nicht nur einen großen Teil seiner Baupläne auf Eis gelegt, sondern auch in seinen kulturellen Vorhaben große Einschnitte angekündigt. Anscheinend wurde das Großprojekt Oper erstmals in Frage gestellt, und auch die Kooperationen mit dem Louvre in Paris und den größten deutschen Museen wird neu überdacht.

Sicher ist heute eines, dass die Bauarbeiten an der Oper bereits eingestellt wurden, die eine Milliarde Dollar kosten soll. Die Oper soll auf einer Insel im Creek von Dubai entstehen, und um eine perfekte Verkehrsanbindung zu bekommen, muss eine neue Brücke über den Creek gebaut werden, man plant einen Parkplatz für 2000 Autos und eine direkte die Anbindung an die neue Metro. Und die Kosten hierfür sind in der Milliarde noch gar nicht eingerechnet, für das größte und modernste Theater auf der arabischen Halbinsel.

Vorerst wurden selbst die Planungen gestoppt. Ob im Jahre 2009 weiter gebaut wird, das steht in den Sternen über Dubai, wie zahlreiche andere Projekte auch. Doch dies ist für Dubai ein Dilemma, denn man will unbedingt an der Strategie einer modernen islamischen Gesellschaft mit globaler Präsenz weiterarbeiten, denn sonst läuft man Gefahr, die Bedeutung als internationales Handelszentrum zu verlieren.

Und so warteten alle, die in Dubai leben und investieren, darauf, dass Scheich Al Maktoum, der Herrscher über Dubai, endlich sagt, wie es weitergehen soll. Vor allem an welchen Projekten man unbedingt festhalten wird und welche auf Dauer gesehen in den Schubladen verschwinden. Das ist für den Freund der schönen Künste und Kultur mehr als eine Gewissensfrage, denn für den Herrscher ist Kunst eine Herzensangelegenheit. Und so wartet man auch darauf zu erfahren, welche Rolle Kultur und Bildung in Dubai zukünftig spielen sollen.

Der holländische Architekt Rem Koolhaas, der angesehenste Architekt im Emirat und darüber hinaus, sagte, dass Dubai keine gigantische Oper brauche, sondern eine Kulturstätte, die schnell zu bauen und vielseitig zu bespielen ist. Hierfür wurde bereits ein ein fertiges Projekt entwickelt, das vor einigen Monaten bereits im Vitra-Museum in Weil am Rhein zu sehen war: Eine Spielstätte mit Bühne und Kunsthalle, ein Fenster der Stadt, in dem sich Dubais Kunstszene beispielsweise mit einem Kunstmarkt der Welt präsentieren kann. Was bisher als aussichtslose Oper-Alternative galt, ist heute realistischer denn je. Die neue Zeit der aufgezwungenen Bescheidenheit am Golf macht´s möglich.

Dubai und Abu Dhabi – die Konkurrenten
Und es wird auch die Konkurrenz zwischen Dubai und Abu Dhabi verändern. Abu Dhabi wird Schätzungen zu Folge noch hundert Jahre lang Gas und Öl fördern, während Dubais Ressourcen sich langsam dem Ende zu neigen. Dies könnte dazu führen, dass Dubai vom Geld des Nachbarn abhängig wird, seinerseits aber mit seinem sozialem und kulturellen Reichtum und als Tor zum Westen ein unverzichtbarer Partner Abu Dhabis werden könnte.

Deshalb ist die Spekulation naheliegend, dass die beiden Emirate in den nächsten Jahren stärker voneinander abhängig werden. Schon heute wachsen Abu Dhabi und Dubai zusammen – und beide werden von einander profitieren, doch eine Partnerschaft auf Augenhöhe wird es nicht geben, das große Geld hat eben Abu Dhabi.

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