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22.01.2009 12:06 Uhr
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"Dubai Media City": Noch gibt es keine Pressefreiheit nach westlichen Maßstäben

Die Journalisten in Dubai sind unzufrieden mit den neuen Verordnungen der VAE-Regierung für die Pressearbeit, denn noch immer gibt es keine hundertprozentige Pressefreiheit. „Dubai Media City“ sollte eigentlich ein Projekt der Pressefreiheit werden, aber davon scheint man in Dubai noch weit entfernt, auch wenn es in Trippelschritten besser wird.

Was ist eigentlich „Dubai Media City“?
Doch zurück zu „Dubai Media City“, ein Vorzeigeobjekt, das Journalisten aus aller Welt optisch und technisch alles bietet, was man überhaupt bieten kann. In der Mitte ein riesiger künstlicher See mit einer romantischen Brücke, und ringsherum die Hochhäuser, in denen sich die Büros der bedeutendsten und größten Nachrichtenagenturen der Welt befinden – und das Nachrichtenstudio des wichtigen Senders „Al-Arabiya“.

800 Millionen US-Dollar sollen „Dubai Media City“ investiert worden sein, als die offizielle Eröffnung im Jahr 2000 erfolgte. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber in „Dubai Media City“ sollen etwa 550 Medienunternehmen und 20.000 Mitarbeiter aller journalistischen Bereiche arbeiten.

Von hier aus werden über riesige Satellitenschüsseln ununterbrochen Fernseh- und Radiosendungen vor allem in die arabische Welt, auch nach Pakistan und Malaysia, übertragen. Möglich gemacht durch großzügige Steuererleichterungen.

Der Kampf arabischer Sender um die Vorherrschaft: „Al-Arabiya“ gegen „Al Dschasira“
Für Dubai und die restlichen sechs Emirate ist der Sender „Al-Arabiya“ mit Abstand der wichtigste. Allerdings ist er in seiner Struktur nicht mit den deutschen zu vergleichen, denn „Al-Arabiya“ ist im Privatbesitz einiger Scheichs, die auch direkten Einfluss auf die Berichterstattung nehmen.

So soll noch immer Scheich Walid al-Ibrahim, ein Schwager des saudischen Königs Fahdm, der bereits 1991 in London den nicht unumstrittenen Sender „Middle East Broadcasting“ (MBC) in London gründete und mit „MBC 1“ auch den ersten internationalen arabischen TV-Kanal betreibt, ist einer der mächtigen Strippenzieher im Nachrichten-Geschäft.

„Al Dschasira“ ist Katar
Um den Saudis den lukrativen und politisch so wichtigen Nachrichten-Markt nicht ganz überlassen, gründete 1995 Scheich Hamad bin Kalifa Al-Thani, der Herrscher über das Emirat Katar, den Nachrichtensender „Al Dschasira“. 150 Millionen Dollar soll er investiert haben. Durch die Berichterstattung über den Irak-Krieg und als „Sprachrohr“ von Al Kaida wurde „Al Dschasira“ zum schnell zum bedeutendsten und berühmtesten Nachrichtensender der gesamte arabischen Welt. Zwischen „Al Dschasira“ und den Herrschern von Katar gibt es eine Vereinbarung, dass nichts Negatives über Katar berichtet wird. Was nichts anderes bedeutet, dass die Journalisten mit ihren Chefs nicht in Konflikte kommen können, und damit sind sie politisch und wirtschaftlich auf der sicheren Seite.

„Al-Arabiya“ ist Dubai
Doch Scheich Walid al-Ibrahim wollte „Al Dschasira“ nicht die Meinungsführerschaft überlassen und gründete mit anderen Scheichs und Investoren zusammen in Dubai den Sender „Al-Arabiya“. Ein nie gekannter Kampf um Werbeeinnahmen und um politischen Einfluss hatte 2003 begonnen – es ist vor allem ein Kampf der Herrscher von Saudi-Arabien und Katar, die sich noch nie grün waren.

Da wollen auch die anderen Golfstaaten und die Emirate der VAE nicht in der zweiten Reihe stehen: Abu Dhabi baut bereits an einer „Abu Dhabi Media-City“, und die Emirate Schardscha und Ra's al-Chaima umwerben heftigst Medien, deren Zielgruppen im Iran, Irak und in Saudi-Arabien liegen.

Arbeiten in „Dubai Media City“
Doch zurück zu „Dubai Media City“, denn auch hier gibt es strikte Vorgaben. Die Regierung Dubais lässt genau beobachten, ob sich alle Medien an die vorgegebenen Richtlinien halten. Es darf nur über sogenannte „akzeptable Themen“ berichtet werden und niemals das Herrscherhaus kritisiert werden. Verboten sind auch Äußerungen, die evtl. die religiösen Gefühle der Zuseher und Zuhörer verletzen könnten.

Und die Behörden in Dubai sind nicht zimperlich. Da protestierte der ehemalige Staatschef von Pakistan, Musharraf, im Jahre 2007 gegen die kritische Berichterstattung der Sender Geo TV und ARY, die beide in „Dubai Media City“ angesiedelt sind, und bereits eine Stunde später wurde den Sendern der Zugang zu den Übertragungs-Satelliten abgeschnitten.

Die Zensur ist allgegenwärtig
„Dubai Media City“ ist ein sehr spannendes Projekt, aber die arabischen Sender leiden noch immer darunter, über keine vollständige Pressefreiheit zu verfügen – so wie alle anderen arabischen Sender auch.

Selbst wenn in manchen Bereichen die Zensur in Dubai lange nicht so streng gehandhabt wird wie in Saudi-Arabien oder in Katar, ist Pressefreiheit wohl noch lange ein Fremdwort – auch wenn man den Journalisten und Redakteuren mit „Dubai Media City“ ein einmaliges Arbeits-Ambiente geschaffen hat.

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