Diese Zahlen liest man in Dubai nicht gerne, aber sie sind offiziell bestätigt: Dubai hat mit Stand Januar 2009 einen Schuldenberg von rund 56 Milliarden Euro Dollar aufgetürmt und verfügt mittlerweile über keine ausreichende Liquidität mehr, um auch nur seine Schulden für das laufende Jahr bezahlen zu können – immerhin über zehn Milliarden Euro. Mit einer Langzeit-Schuldanleihe, die Dubai nun auflegen wird, wird die Zentralbank der VAE in Abu Dhabi anhand der Finanzspritze etwa die Hälfte der Schulden übernehmen. Die Kreditwürdigkeit des Emirats müsse geschützt werden. Dubais Wachstumseuphorie der vergangenen Jahre ist teilweise zum Stillstand gekommen. Dass derzeit Investoren und Entwickler ausbleiben, zeigt sich an den zahlreichen Baustopps von Immobilienprojekten. Und das wirkt sich nun auf die Liquidität aus - und die Wirtschaftsleistung geriet unter Druck. Immer mehr Ausländer müssen Dubai aufgrund von Kündigungen verlassen. Aber Dubai setzt jetzt mehr denn je auf den Tourismus. Mit niedrigen Preisen und günstigen Angebote sollen vermehrt Urlauber aus aller Welt nach Dubai gelockt werden. Doch die werden den konservativen Einfluss, den Abu Dhabi nun zweifellos bekommen wird, zu spüren bekommen - so befürchtet man in Dubai. Ein Zugeständnis an die noch leise Kritik aus Abu Dhabi an der Liberalität Dubais gibt es schon seit längerem. In der „Emirates Mall“ zum Beispiel hängen Plakate, auf denen Frauen aufgefordert werden, darauf zu achten, „anständig“ gekleidet durch das Shopping-Center wandeln. Ist dies ein Gruß aus Abu Dhabi? Verlässt Dubai durch die Abhängigkeit von Abu Dhabi seine bisher übliche Toleranz gegenüber Andersdenkenden? Sollen nun Schleier für Frauen zur Pflicht werden? Nein, natürlich nicht, denn Dubais Herrscher kämpfen um ihr internationales Ansehen, um ihr liberales Image. Und davon profitiert der Tourismus, der sich nicht zuletzt auf Dubai Liberalität gründet. Trotzdem hängt Dubai am finanziellen Tropf vom reichen Abu Dhabi – und die haben ganz andere Vorstellungen von Moral, Sitten und Gebräuchen.