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01.03.2009 23:25 Uhr
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Dubai: Auch in der Kultur werden die Karten neu gemischt

Noch sieht man in diesen Tagen viele Touristen durch die schmalen Gassen des historischen Stadtteils Bastakiya schlendern, die dieses wunderschön restaurierte Viertel im Herzen Dubais besichtigen. Doch nicht nur das, Bastakiya ist ein Einkaufsvergnügen der besonderen Art, wenn man sich in den kleinen, aber feinen Galerien und Kunsthandwerkläden umsieht. Das Interesse an Gipsdruck, Kalligrafie und traditioneller Baukultur der VAE scheint noch ungebrochen. Es sieht oberflächlich aus, als hätte die Krise Dubai nicht erreicht.

Streichungen von Kulturprojekten
Völlig anders anders verhält es sich bei zahlreichen kulturellen Projekten. Ein Beispiel, das 2008 mit großem Aufwand vorgestellte Projekt „Khor Dubai“. Hier sollen einmal ein Opernhaus, Museen, Theater, Galerien, Bibliotheken und Kultureinrichtungen auf beiden Seiten des Creek entstehen. 50 Bauten, so war es geplant, sollte das Projekt bis 2015 umfassen. Heute jedoch ist vieles davon in Frage gestellt.

Schindhelm ist skeptisch
Michael Schindhelm, der heimliche Kultur-Minister Dubais, sagte vor einigen Wochen in Berlin: „Alle kulturellen Infrastrukturprojekte, die sich noch nicht in einem unumkehrbaren Entwicklungsstadium befinden, sind auf Eis gelegt, ausnahmslos!“ Das Opernhaus, das „Middle Eastern Art Museum“, das „Prophet-Mohammed-Museum“ und der Rem-Koolhaas-Kulturpavillon – sollen später realisiert werden, wenn überhaupt.

Fest steht auf jeden Fall, dass es eine neue Prioritätensetzung für alle Bauprojekte geben wird. Wo dann die Kultur-Projekte insgesamt landen und wie sie gewichtet werden, das wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
In Berlin, so Schindhelm, ehemaliger Direktor der Opernstiftung Berlin, stellte in Berlin einen interessanten Vergleich an: „In Berlin werden immer noch 120 Millionen Euro im Jahr für Opern ausgegeben, und zwei Milliarden Euro werden in die Museumsinsel und das Humboldt-Forum investiert. Wenn ich in Dubai auch nur einen Bruchteil dieser Summen gehabt hätte, würde ich mich komfortabler fühlen.“

Kreativität gefragt
Die großen Pläne für einen gigantischen Kulturbetrieb sind zur Zeit auf Eis gelegt – aber nicht alle. Wie in Europa auch sind es private Initiativen und kommerzielle Geldgeber, die manchmal einspringen, wenn staatliches Geld fehlt.

Der Leiter der „Art Dubai“, John Martin, sagte: „Dubai hat immer noch eine der lebendigsten Kunstszenen der Welt!“ In wenigen Tagen beginnt die Kunstmesse zum dritten Mal, und ein nachlassendes Interesse von Ausstellern und Besuchern ist nicht zu erkennen. Bisher haben sich über 70 Museums-Expertengruppen von Kalifornien bis China angemeldet. Und auch die Zahl von 65 Ausstellern liegt nur gering unter dem Vorjahresniveau, was aber beabsichtigt war und nicht etwa Ausdruck der Wirtschaftskrise ist. Das Gewicht hat sich zugunsten arabischer Galerien verlagert. Und John Martin sagte: „Die Qualität der von Arabern eingereichten Arbeiten ist deutlich gestiegen. in Dubai leisten einige sehr hervorragende Arbeit.“

Krise hin oder her, die Kunstwelt verschiebe sich in Richtung Osten mit Dubai als wichtigem Zentrum, glaubt Martin. Der Westen habe das aber noch nicht wirklich wahrgenommen.

Ein Indiz für steigendes Interesse an arabischer Kunst ist auch die erstmalige Teilnahme der VAE an der Biennale in Venedig. Doch noch besser: Die Zahl der Galerien hat sich in den letzten Jahren um ein vielfaches erhöht. Zwar verkaufen nicht alle zeitgenössische Kunst aus Arabien und Asien, aber ein Indiz für Dynamik sind sie allemal.

Zu den herausragenden Galerien für arabische Kunst gehört die „Third Line Gallery“, die zur Zeit Werke des in den Emiraten lebenden Künstlers Tarek al-Ghoussein ausstellt. Urlauber, die sich für neue arabische Kunst interessieren können noch den ganzen März über dessen Werke bewundern.

„Was uns in Dubai fehlt, ist eine Art von öffentlichem Raum“, sagte Michael Schindhelm, der in der momentanen Situation bessere Chancen für individuelle Projekte sieht als zu den Zeiten, in denen noch hemmungslos gebaut wurde. So könnten Finanzkrise und Baustopp in Dubai auch etwas Gutes haben. Sein Ehrgeiz liegt derzeit nicht darin, die großen Gebäude zu retten, sondern mit der Improvisation zu leben. Und das könnte durchaus eine Chance sein.

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