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06.02.2009 17:21 Uhr
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Dubai im Spannungsfeld der Kulturen und Religionen

In Dubai wird viel geredet und spekuliert. Dubai ist eine echte Gerüchteküche, in der Wahrheit und Dichtung oft eng beieinander liegen. Das neuste Gerücht sagt, dass der Herrscher demjenigen, der dem Burj Dubai die Spitze aufsetzt, ein Appartement im Burj Dubai schenke, lebenslanges Bleiberecht und die kostenlose Ausbildung seiner Kinder garantiere.

Hintergrund ist, dass es tatsächlich noch keinen Kranführer gibt, der dem Burj Dubai seine Spitze aufsetzen will. In 800 Metern Höhe in einem Kran zu arbeiten, das erfordert besonderen Mut, es ist eine Herausforderung ist, die noch nie ein Mensch vorher bewältigen konnte.

Mögliche Gedanken in 800 Metern Höhe
Und wer auch immer in 800 Metern Höhe einen Kran bedient, er wird auf jeden Fall mit einer sensationellen Aussicht belohnt. Eine Aussicht, auf eine Stadt, von der viele Architekten behaupten, sie sei gar keine. Sie sehen Dubai als ein Experimentierfeld der Branche, in der Visionen Wirklichkeit werden. Stadtplaner stellen sich Frage, ob ein solches Experiment überhaupt überlebensfähig sein kann?

Fragen über Fragen
Ereilt Dubai das gleiche Schicksal wie man es dem Turmbau zu Babel nachsagt, rächt es sich eines Tages, dass man mit den Ressourcen zu unbedarft umging und umgeht, wird das Experiment eines Emirats mit einem Ausländeranteil von 90 Prozent überleben können ohne die nationale Identität zu verlieren? Die Gefahr ist da: Entweder Dubai wird zur schillernden Metropole oder aber zu einer städtebaulichen Ruine mitten in der Wüste, aufgrund geplatzter Investitions-Träume.

Der Werte-Spagat
Der Spagat zwischen westlichen und islamischen Werten ist groß. Wie werden in Zukunft die Religionsführer die Rolle der Frauen bewerten? Sie beäugen schon heute misstrauisch, dass verschleierte Damen sich mit Produkten von Gucci, Boss, Armani oder Rolex vollhängen und sich lieber in den klimatisierten Malls aufhalten als hinter dem häuslichen Herd. Aber auch das immer liberaler werdende Dubai Filmfestival, bei dem nach deren Meinung zu wenig islamische Werte vermittelt werden und eine schleichende Amerikanisierung in den Kinos festzustellen sei. Der Herrscher aber lässt es geschehen.

Fremde im eigenen Land?
Wie tickt eine Stadt, wo nicht die Landes-, sondern eine Business-Sprache, nicht der Islam, sondern ein multireligiöses Gemisch vorherrscht; ein Emirat, das sich nicht durch Steuern, sondern Renditen finanziert, nicht von Bürgern, sondern von meist asiatischen Zeitarbeitern mit vagen Rechten bevölkert wird?

Ein hochrangiger Beamter Dubais sagte vor wenigen Tagen in einem Interview: „Die Mehrheit der Emiratis sind nicht glücklich über die meisten der laufenden Projekte. Wir leiden schon jetzt unter der großen Zahl von Fremden und fühlen uns als Minderheit in unserem eigenen Land.“

Und doch sei Dubai ein erfolgreiches Modell. „Wir können nicht unsere Frauen diskriminieren und erwarten, dass uns der Westen achtet.“

Sorgen um nationale Identität
Trotzdem fürchten die einflussreichen konservativen Kräfte in Dubai um die Traditionen und den sozialen Zusammenhalt, obwohl auch ihnen bewusst ist, dass westliche Einflüsse in den Museen, den Theatern, den Universitäten und vor allem die Architektur Touristen aus aller Welt anlocken. Es ist aber auch nicht zu übersehen, dass die Behörden der rein westlichen Ausrichtung entgegensteuern. Die arabischen Film-, Zeitungs- und Buchproduktionen verzeichnen hohe Zuwachsraten, und auch der Analphabetismus spielt in Dubai praktisch keine Rolle mehr. Der Regierungsbeamte sagte dazu: „Der westliche Import darf nicht auf Kosten der eigenen kulturellen Identität gehen.“

Der Spagat ist noch lange nicht beendet – und sein Ausgang spannender denn je. Dubai wird noch lange ein Versuchs-Kaninchen in allen gesellschaftlichen Bereichen bleiben – im Spannungsfeld der Kulturen und Religionen.

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