Die Vereinigten Arabischen Emirate begeben sich freiwillig in eine ungewisse politische und militärische Zukunft. Frankreich will am persischen Golf militärisch, wirtschaftlich, politisch und kulturell stärker präsent sein. Präsident Sarkozy weiht die erste neue Militärbasis außerhalb Frankreichs seit Ende der Kolonialzeit ein. Dass Sarkozys Wahl auf Abu Dhabi fiel, ist alles andere als zufällig. Durch die Meerenge von Hormuz reisen 40 Prozent des weltweit transportierten Erdöls. Und die Vereinigten Arabischen Emirate liegen praktisch nur einen Steinwurf vom Iran entfernt, dessen Staatsführung nicht nur Israel, sondern auch den arabischen nahöstlichen Nachbarn mit seinem militärischen Raketen- und Atomprogramm Angst macht, so zumindest sieht man es in Abu Dhabi. Die heutige Einweihung der französischen Marinebasis in Abu Dhabi soll zeigen, dass sich die VAE an der Seite der westlichen Verbündeten gegen diese Bedrohung engagieren wollen. Das Gefährliche ist jedoch, dass Frankreich mit dem Ausbau der militärischen Präsenz in der Golfregion den Druck auf Teheran mit einer westlichen Abschreckungsstrategie erhöhen will. Damit verlässt Abu Dhabi den bisherigen politischen Kurs, ein quasi Stillhalteabkommen mit dem Iran zu beachten, so wie man es mit den umstrittenen Inseln vor Dubai auch getan hat. Außer dem Stützpunkt für die französische Marine ist die Stationierung von Flugzeugen und der Bau eines Ausbildungscamps für die Armee vorgesehen. Also: Die VAE rüsten auf, mit der freundlichen Unterstützung von Sarkozy, der damit erreicht hat, dass die VAE weitere Waffen aus französischer Produktion kaufen und vor allem Atomkraftwerke von Frankreich bauen lassen. In Sarkozys Begleitung befinden sich prominente Vertreter des Rüstungskonzerns Dassault und es wird auch eine Flugdemonstration des Kampfjets „Rafale“ geben, den bisher noch kein Staat dieser Welt kaufen wollte. Laut der Pariser Tageszeitung „Le Parisien“ wird mit den VAE über den Verkauf von bis zu 60 dieser sehr teuren Kampfflugzeuge verhandelt. Aus französischen Kreisen wird gemeldet, dass man wohl auch den Vertrag über den Bau von unglaublichen zwölf bis fünfzehn Atomkraftwerken in den VAE unterschreiben wird. Die Begründung in Abu Dhabi: „Wir brauchen brauchen Strom für die Wasseraufbereitung. Wir wollen unser Erdöl lieber exportieren, als es in thermischen Kraftwerken zur Produktion von Elektrizität zu verbrennen.“ Kein Wort über alternative Energien. Die VAE lassen sich in zweierlei Hinsicht auf ein riskantes Manöver ein: Einmal eine klares Signal an den Iran, dass man das „Stillhalteabkommen“ beendet, und dann ist es unverständlich, dass in einem der unsichersten Krisengebiete dieser Erde Atomkraftwerke gebaut werden sollen.