Dubai News - Dubai Allgemein


22.10.2009 17:35 Uhr
» Dubai News » Rubrik: Dubai Allgemein

Dubai und die Metro: Rückblick und Momentaufnahme im Oktober 2009

Der Herrscher von Dubai, Muhammad Bin Rashid Al Maktoum, kann aus der 43. Etage seines Regierungssitzes im Emirates Tower mit eigenen Augen sehen, wie sich seine Stadt verändert. Er blickt täglich auf das Ergebnis seiner Visionen, er selbst hat Dubai zu dem gemacht, was es heute ist. Al Maktoum ist kein Herrscher im herkömmlichen Sinne, er regiert mehr wie ein Unternehmer über ein Imperium – ohne jedoch zu vergessen, dass sein Emirat ein islamisches ist.

Erfolg durch kurze Entscheidungswege
Die Alleinherrschaft, so merkwürdig das klingen mag, ist eines der Geheimnisse des Erfolgs. Leidet man in Deutschland oft darunter, dass die Entscheidungswege oft lang und kompliziert sind, profitiert man Dubai von den kurzen Entscheidungswegen. Nickt der Herrscher, wird es gemacht – oder umgekehrt. Nur deshalb war es möglich, innerhalb kürzester Zeit das „Wunder von Dubai“ zu schaffen, abgesehen einmal von den finanziellen Möglichkeiten.

Bauwut auf Kosten der Infrastruktur
Das „Wunder von Dubai“ brachte aber auch nicht unerhebliche Schwächen ans Tageslicht: Das Wachstum am Bau hat die notwendige Infrastruktur in den Hintergrund gedrängt, sichtbar geworden durch den täglichen Zusammenbruch des Verkehrs oder durch die nicht ausreichende katastrophale Abwasserentsorgung.

Ein ganzheitliches Verkehrskonzept
Al Maktoum hatte aus seinem 43. Stockwerk das Verkehrsproblem direkt vor Augen – und so entstand bei ihm die neue Vision einer Metro. Nicht irgendeine Metro natürlich, sondern die modernste der Welt. Nun fährt die Metro bereits auf einer Strecke und wurde tatsächlich zu einem lebendigen Zeichen erstklassiger, umweltfreundlicher Infrastruktur. Das Besondere ist aber, dass Al Maktoum ein ganzheitliches Verkehrskonzept in Auftrag gegeben hat, das völlig auf die neue Metro zugeschnitten wurde. Es entstanden neue Straßen als Tangenten und Querverbindungen, als Umgehungs- oder Ringstraßen und riesige Parkplätze an den Stationen der Metro.

Und man baute die Zubringerdienste durch neue Busverbindungen nahezu in Perfektion aus. Zusammen ergibt das heute eine moderne Verkehrsinfrastruktur, die zumindest im Nahen Osten einmalig sein dürfte.

Vergessener öffentlicher Raum
Und Al Maktoum erkannte auch, dass eine moderne Stadt auch von ihren öffentlichen Räumen lebt. Genau dies wurde beim Bauboom mehr als vernachlässigt. So setzte man jahrelang nur auf die riesigen Malls, vergaß aber die Infrastruktur im Kleinen. Wohnen und leben ohne kleine Läden in direkter Nähe, ohne Handwerker oder Cafés, aber auch ohne Grünanlagen mit Spielplätzen, das war und ist noch ein Problem, aber man will daran arbeiten.

Anders dagegen beim Bau von völlig neuen Büro-Stadtteilen, die dem wirtschaftlichen Aufschwung dienen sollten. Die Visionen des Herrschers wurden in Rekordzeit umgesetzt: Es entstanden beispielsweise „Media City“ und „Internet City“ und noch weitere sogenannte „Freizonen“.

Die Metro als Segen
Der Verkehrskollaps scheint zumindest gestoppt, und auch die bisher vernachlässigten Fußgänger können nun Dank der Metro selbst die größten Straßen über klimatisierte Fußgängerbrücken überqueren. War bisher das Überqueren der Sheikh-Zayed-Road ein zum Teil lebensgefährliches Abenteuer, ist dies heute problemlos möglich. Damit wurde noch etwas erreicht, die Teilung Dubais durch diese 14-spurige Straße ist zumindest in Teilbereichen aufgehoben.

Dubai wächst zusammen
Und Dubai wächst durch die Metro zusammen, mit ihr kommt man schon heute bequem in Stadtteile, die bislang lediglich ein Schattendasein führten. Scheich Al Maktoum will, überspitzt gesagt, Dubai als Stadt wiedervereinigen, ihr ein einheitliches Gesicht geben, auch um die Touristenströme weitläufiger zu verteilen: Dubai soll nicht nur mit seinen grandiosen Stränden oder dem Stadtteil Downtown Burj Dubai und anderen Vorzeigebereichen glänzen.

Metro als Ort der Begegnung
Doch bis sich diese Vision erfüllt, wird noch viel Zeit vergehen, aber eines ist heute schon sichtbar: Die Metro führt Menschen zusammen, die sich früher nie begegnet wären. Die Emiratis mit ihren schneeweißen Gewändern stehen oder sitzen in der Metro wie selbstverständlich neben europäisch gekleideten Bankern und diese wiederum neben Bauarbeitern aus allen möglichen asiatischen Ländern.

Ein buntes Bild das Mut macht für das nicht immer einfache Zusammenleben der etwa 180 Nationalitäten in Dubai. Und gerade für die oft gebeutelten Gastarbeiter, die auf den Baustellen schuften müssen, ist die Metro ein Segen. Jetzt können auch sie aus ihren Ghettos heraus um beispielsweise das Zentrum Dubais zu erreichen, auch wenn sie sich vom überschäumenden Warenangebot kaum etwas leisten können, aber ein Ticket für die Metro von Jebel Ali nach Bur Dubai ist auch für sie erschwinglich.

Auswirkungen auf Immobilien
Fast gleichzeitig mit der neuen Metro hat sich auch auf dem Immobilienmarkt einiges verändert. Die Preise für Immobilien oder auch die Mieten sind in der Nähe von Metro-Stationen angestiegen, während in Wohngebieten, die abseits der Metro liegen, Rückgänge zu verzeichnen sind.

Statussymbol Auto
Trotzdem hat der Scheich mit seinen Visionen noch ein großes Hindernis zu überwinden: Wie bekommt man mehr Menschen von der Straße auf die Schiene. Zu sehr ist das Auto ein Statussymbol, immer noch sitzen die meisten Emiratis, aber auch Ausländer lieber in den klimatisierten Autos im Stau, als auf die Metro umzusteigen.

Nur sechs Prozent der Dubai Einwohner benutzen überhaupt öffentliche Verkehrsmittel. Das ehrgeizige Ziel im 43. Stockwerk der Emirates Tower: Bis zum Jahre 2020 sollen stolze 30 Prozent der Einwohner umsteigen.

Erfolgsgeschichte Bus
Eine echte Bremse sind hierbei auch die Temperaturen im Sommer. Da springt man lieber in sein klimatisiertes Auto, als in der Hitze bei oft 80 Prozent Luftfeuchtigkeit den Weg zur Metro auf sich zu nehmen. Das haben auch die Verantwortlichen von Dubais Verkehrsbehörde „RTA“ erkannt, die ein völlig neues Konzept des Busverkehrs entwickelt haben. Das Zauberwort lautet „Zubringerbusse“! Ein engmaschiges Netz wird in diesen Tagen geflochten und ausgebaut, mit dem alleinigen Zweck, die Anbindung an die Metro durch kurze Wege bequemer zu machen. Nach dem Motto: Raus aus der Wohnung und rein in den kühlen Bus. Und glaubt man den neuesten Zahlen der „RTA“, dann scheinen alleine die neuen hochmodernen Busse schon heute eine Erfolgsgeschichte zu sein.

Die Metro: Ein Glücksfall für den Tourismus
Für den Tourismus ist die Metro ein wahrer Segen, denn sie ist keine U-Bahn. Nur etwa fünf Kilometer fährt sie unter der Erde, aber 44 Kilometer oberirdisch. Das ist für jeden Urlauber „Sightseeing“ für Cent-Beträge der ganz besonderen Art. Dies scheint auch gewollt, denn zu gerne zeigt der Herrscher seine Errungenschaften, und hätte man die Metro komplett unterirdisch gebaut, wäre eines seiner Vorzeigeprojekte in den Tiefen seines Emirates verschwunden.

Fazit
So ist die Metro in Dubai nicht nur für die Einheimischen zu einem Segen geworden, sondern auch für die Touristen, die mehr denn je auch Teile der Stadt entdecken können, die, wie geschrieben, abseits der Touristenströme liegen. Also noch ein Grund mehr, die Faszination Dubai zu erleben, die in der 43. Etage des Emirates Tower ihren Anfang genommen hat.

» Mehr Artikel zum Thema
   Dubai Allgemein