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09.08.2008 20:44 Uhr
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Die andere Seite der Dubai-Goldmedaille

Glanz und Gloria in Peking. Ein Bauboom sondergleichen, spektakulär die Eröffnungsfeier am Freitag. China zeigt sein schönstes Gesicht. Doch unter welchen Bedingungen die wirklich wunderschönen Bauwerke entstanden sind, danach wird zwei Wochen lang nur vereinzelt gefragt.

Man verdrängt, dass Hunderttausende von Wanderarbeiter aus dem ganzen Land zu den Baustellen der Olympischen Spiele verfrachtet hat, die unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten mussten – für Hungerlöhne. Man riegelt vor den ausländischen Gästen die Teile Pekings ab, die mit äußerst brutaler Gewalt von speziellen Schlägertrupps geräumt wurden, um Häuser abzureißen, in denen Familien seit vielen Generationen lebten. Und man verdrängt, dass es erst ein paar Monate her ist, als die Proteste der Mönche mit Waffengewalt niedergeschlagen wurden.

Doch es leuchtet zumindest in den kommenden Wochen nur die eine Seite der chinesischen Medaille, die nur deshalb leuchtet, weil man von der Ausbeutung chinesischer Wanderarbeiter profitierte.

Was hat das mit Dubai zu tun? Im Prinzip sehr viel. Denn auch die ganze Pracht in Dubai wäre ohne die unzähligen asiatischen Arbeiter gar nicht möglich. In Dubai, so schätzt man, arbeiten knapp drei Millionen Menschen aus dem Ausland, die meisten davon auf den Baustellen des Emirats. Bis zu 20 Menschen leben in einem Zimmer auf engstem Raum, unter schlimmsten Bedingungen. Sicherheitsvorkehrungen auf den Baustellen gibt es praktisch nicht, zum Teil arbeiten die Menschen unter lebensgefährlichen Bedingungen.

Alleine im Jahre 2004, so die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“, sollen 880 Arbeiter auf den Baustellen Dubais durch Arbeitsunfälle ums Leben gekommen sein. Auch Tariflöhne gäbe es keine, die Arbeiter können oft froh sein, wenn die Löhne überhaupt bezahlt werden.

Im April 2008, also vor etwa vier Monaten, veröffentlichte „Human Rights Watch“ einen weiteren Bericht über Dubai, in dem das Emirat angeklagt wird, schwere Menschenrechts-Verletzungen zu begehen. Dieser neuerliche Bericht blieb nicht ohne Folgen, denn der Herrscher über Dubai, Scheich Mohammed, versprach: „Wir werden Gesetze für den Schutz der Arbeiter entwickeln und dafür sorgen, dass sie überall im Land eingehalten werden.“

Daraufhin wurden in Dubai Mindeststandards festgelegt, die jedoch keinen Kontrollen unterzogen werden.

Vor knapp einem Jahr hat sich ein Journalist verkleidet und unter falschem Namen in eine Bauarbeitertruppe eingeschlichen. Er musste, wie alle anderen auch, in der größten Mittagshitze durcharbeiten. Nach zwei Stunden brach er zusammen und musste in eine Klinik eingeliefert werden. Als dieser Fall durch die Medien ging, wurde innerhalb einer Woche ein Gesetz erlassen, das den Arbeitern in der Hitze vier Stunden Mittagspause gewährt, die natürlich niemand kontrolliert. Aber seitdem haben sich wenigsten kurze Mittagspausen eingebürgert.

Das Vorgehen der Mächtigen ist immer gleich: Immer dann, wenn ein Missstand aufgedeckt wird, werden von einem Tag zum anderen neue, verbesserte Vorschriften erlassen. Es fehlt jedoch jedes Mal der Passus, dass auch Kontrollen stattfinden. Im Jahre 2005 rebellierten die asiatischen Arbeiter und zogen mit einer in Dubai bis dahin nicht gekannten Großdemonstration die Straßen, weil ihre Löhne nicht bezahlt wurden. Scheich Mohammed persönlich sorgte daraufhin dafür, dass alle Bauarbeiter ihre Löhne bekommen haben. Und die sind niedrig genug: Für im Schnitt 12 Stunden Arbeit am Tag bekommt ein Arbeiter etwa 175 Dollar.

Um einen solchen Job überhaupt zu bekommen, muss ein Inder beispielsweise rund 1800 Dollar an eine Vermittlungsagentur bezahlen. Das heißt, dass er erst einmal jahrelang arbeiten muss, um das Geld, das er sich in seiner Heimat geliehen hat, wieder zurückzuzahlen.

Von alledem bekommen die Urlauber nichts mit. Sie bestaunen die gigantischen Bauwerke, die Schönheit der Architektur und den Zauber der Sonnenuntergänge an den Stränden Dubais. Und das ist auch gut so, aber vielleicht sollte man doch einmal beim Bestaunen eines Bauwerks daran denken, wie es entstanden ist.

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