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04.06.2009 19:58 Uhr
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Dubai: Die Scheichs, der Fußball und das liebe Geld

Irgendwie war das Länderspiel am Dienstag anders, als ein normales Länderspiel. Einmal war es ein offizielles Länderspiel ohne Hymnen (nur die deutschen Fans haben trotzdem gesungen), dann musste die deutsche Nationalmannschaft erleben, dass sich der Emirati kaum für sie interessiert, und dann wurde auch noch die ganze Hitzedebatte Lügen gestraft. Maximal 30 Grad wurden immer wieder in die Fernsehübertragung eingeblendet.

Natürlich war die Luftfeuchtigkeit hoch, natürlich wurden schon im Vorfeld Hitze und Luftfeuchtigkeit als Ausrede für ein schlechtes Spiel vorbereitet. Aber es kam alles anders: Der Gegner, die VAE, war so schwach, dass sogar Mario Gomez wieder getroffen hat.

Das Spiel war ein Dankeschön an die VAE
So weit zu einem Spiel, das überhaupt nicht als Testspiel oder sonst etwas geplant war. Es war das Dankeschön des DFB an die VAE, deren Stimme bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland die entscheidende war. Nur durch das das knappe 11 zu 12 bekam Deutschland den Zuschlag.

Doch noch wichtiger für die Fußball-Funktionäre der VAE war, für eine schlagkräftige Profi-Liga ihrer Emirate zu werben, die vor kurzem ihre erste Saison beendet hat, um auch eine verstärkte Nationalmannschaft zu bekommen.

Trainer ja, gute Spieler nein
Mangels eigener guter Spieler greifen die Scheichs nun in ihre Schatullen, um ausländische Spieler an den Golf zu locken. Trainer haben sie ja schon geholt: Winfried Schäfer (wie berichtet) und Frank Pagelsdorf, der von Rostock nach Dubai kam, um endlich auch einmal Kasse zu machen und der kurzfristig als Berater von Joachim Löw engagiert wurde, um diesen vor den „gefährlichen Emiratis“ zu warnen. Er durfte dann auch beim Gala-Abend des DFB im „Burj Al Arab“ dabei sein.

Die VAE-Profiliga (UFL)
Ausländische Trainer und ausländische Spieler anheuern, das ist die Losung der Scheichs, um ihre Profiliga (UFL) mit zwölf Vereinen stark zu machen. Der Tscheche Ivan Hasek holte mit „Al Ahli“ den Titel. Winfried Schäfer gewann mit dem „Al Ain Club“ zwei Pokalwettbewerbe und verlängerte über Pfingsten seinen Vertrag um ein weiteres Jahr. Auch Pagelsdorf, der mit „Al Nasr“ nur Sechster wurde, hat noch bis 2010 einen Vertrag.

Torschützenkönig der ersten Saison war der ehemalige Wolfsburger brasilianische Stürmer Fernando Baiano, der für Al Jazira 25 Tore schoss.

Es fehlen aber die Zuschauer
Und dann gab es auch noch einen herben Rückschlag. Konnten die Emiratis bislang kostenlos Fußballspiele besuchen, wurden mit Beginn der ersten Saison Eintrittsgelder verlangt. Die Folge war, dass die durchschnittliche Besucherzahl von 4500 auf 1500 schrumpfte. Was nichts anderes heißt, als dass man vor fast leeren Rängen spielte.

Die VAE-Nationalmannschaft leidet
Hilfe für die Nationalmannschaft soll nun unter anderem aus Deutschland kommen. DFB und VAE-Verband unterzeichneten einen Kooperations-Vertrag. Nationaltrainer Dominique Bathenay, ein Franzose, wollte eigentlich den Test gegen Deutschland dazu nutzen, seine Mannschaft auf die bevorstehenden WM-Qualifikationsspiele gegen Südkorea (6. Juni) und Iran (10. Juni) vorzubereiten. In ihrer Quali-Gruppe haben die VAE bisher nur ein mageres Pünktchen auf ihrem Konto. Doch für Bathenay war der Test ein Schlag ins Wasser.

Die Pläne der Scheichs
Und nun schicken die Scheichs ihre Späher in die große Welt des internationalen Fußballs hinaus, um auf Einkaufstour zu gehen. Da kommen doch Vergleiche mit der US-Soccer-Liga auf, wo die altgedienten und ausrangierten Profis ihr Gnadenbrot mit großzügigen Verträgen erhielten.

So würde es nicht wundern, wenn plötzlich Lothar Matthäus in Dubai auftauchen würde. Das alles heißt, der Weg zu gutem und erfolgreichen Fußball in den VAE wird noch lang und steinig sein. Und ob an seinem Ende der Erfolg steht, ist mehr als zu bezweifeln, aber zu wünschen.

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