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03.12.2009 12:24 Uhr
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Dubai: Vom Leben der Expats und einem Aufruf für mehr Toleranz

Für Dubai Urlauber ist es mit Sicherheit von Interesse zu erfahren, wie man als Europäer in Dubai lebt und arbeitet. Reiseziel-Dubai hat für seine Leser einen ehemaligen Dubai-Banker befragt, wie sich ihm ein Tag in Dubai gestaltete. Es ergaben sich spannende Erkenntnisse eines sogenannten Expats, über die wir hier zusammenfassend berichten.

Zur Definition
Expatriate ist die richtige Bezeichnung für Expat. Ein Expat ist eine Fachkraft, die von dem international tätigen Unternehmen, bei dem sie beschäftigt ist, vorübergehend an eine ausländische Zweigstelle entsandt wird.

Einleitung
Grundvoraussetzung um in Dubai leben und arbeiten ist die Akzeptanz und Respekt der muslimischen Religion und Kultur sowie der Sitten und Gebräuche eines islamischen Emirates. Also in umgekehrter Form, was man auch von Muslimen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz erwartet - nicht mehr und nicht weniger.

Glocken und der Muezzin
Statt abendländischem Glockengeläut, ruft frühmorgens der Muezzin die Gläubigen mit dem Ruf „al-salatu chayrun min-an-naum“ - übersetzt in etwa „Das Gebet ist besser als der Schlaf.“ Diesem Ruf kann sich auch ein Europäer nicht entziehen, und natürlich auch nicht der Urlauber dem Glockengeläut in den Urlaubsregionen in Europa.

Auf dem Weg zur Arbeit
Fährt man mit dem Bus zur Arbeit, muss man sich auch an die islamische Vorgabe halten, dass die ersten vier Sitzreihen ausschließlich für Frauen vorgesehen sind. Männer und Frauen müssen getrennte Sitze einnehmen. Diese Vorschrift gilt natürlich auch für Urlauber.

Am Arbeitsplatz
Auch an seinem Arbeitsplatz bestimmt zumindest zeitweise die Religion den Alltag des Expats. Es ist üblich, dass mitten in einem Gespräch selbst ein hochrangiger emiratischer Gesprächspartner dieses unterbricht, um beten zu gehen. Gläubige Muslime müssen fünfmal am Tag ein Gebet sprechen.

Umgang mit muslimischen Kolleginnen
Gewöhnungsbedürftig ist auch der völlig andere Umgang mit Frauen. Selbst langjährige emiratische Kolleginnen begrüßen ihre Kollegen nur mit einem Kopfnicken, Händeschütteln ist unüblich, private Verabredungen eines europäischen Mannes und einer gläubigen Frau nach Feierabend ist unmöglich, wenn man nicht verwandt ist.

Das liberale Dubai
Das liberale islamische Emirat Dubai unterscheidet sich jedoch mit seinen islamisch begründeten Vorschriften von anderen islamisch geprägten Staaten erheblich, beispielsweise von Saudi-Arabien, wo eine eigene Religionspolizei über die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften wacht.
Trotzdem sind islamische Einflüsse auch in Dubai nicht zu übersehen.

Beispiel Fußball Länderspiel
Was Touristen meist gar nicht bemerken, fällt einem Expat auch erst im Laufe der Zeit auf. Beispiel Fußball: Wird ein Länderspiel der VAE übertragen, dann beginnt diese immer mit den Worten des Kommentators: „bismillah ir-rahman irrahim“ - „Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen“.

Beispiel Konferenzen
Diese Worte hört ein Europäer auch erstmals, wenn auf einer der unzähligen Tagungen und Konferenzen in Dubai ein Muslim mit einem Vortrag beginnt. Und sprechen zehn Muslime, dann fällt dieser Satz „bismillah ir-rahman irrahim“ auch zehnmal. Und was muss der Expat beachten? Nach diesem Satz kommt eine kleine Pause und alle Zuhörer antworten mit „wa salam“. Hintergrund ist der Koran, wo jede Sure mit „bismillah ir-rahman ir-rahim“ beginnt.

Kleidung im Büro
In den Büros müssen sich Frauen und Männer an bestimmte Kleidungsvorschriften halten, die man als konservativ auslegt. Frauen im Minirock ein Unding, Männer in kurzen Hosen ein absoluter Tabubruch. Jeans und T-Shirt sind Freizeitkleidung und in Büros nicht erlaubt. Kein Emirat verlangt, das auch Nichtmuslime im Kaftan herumspazieren müssen. Im Gegenteil, wer dies tut – und das gilt ebenfalls für Urlauber -, macht sich lächerlich.

Dubai und Deutschland im Vergleich
Wer in Dubai arbeitet muss sich umstellen, wer an europäischen Gepflogenheiten festhält hat schon verloren. Aber wir in Deutschland erwarten ja auch, dass sich Muslime an unsere Sitten und Gebräuche halten und Deutsch sprechen. Dass sie das nicht immer tun unbestritten, aber tun das auch die Deutschen, die schon jahrelang zum Beispiel auf Mallorca leben und kaum ein Wort Spanisch sprechen?

Auch in Dubai leben die Expats in ihrer eigenen Welt. Während in Deutschland die sogenannten „Türkenviertel“ eher den Slums zuzurechnen sind, leben zumindest die westlichen Ausländer in Dubai in einem gewissen Luxus. Hier sind die Slums die Wohngebiete der vielen Tausend asiatischen Bauarbeiter, die überhaupt keine Chance bekommen, sich in das Leben von Dubai zu integrieren.

Die Ängste
Aber diese Chance bekommen oder wollen auch die Dubai-Europäer nicht, der kulturelle und geschichtliche Background ist zu groß - und natürlich auch die Ängste vor den islamischen Fundamentalisten und umgekehrt der lockeren Lebensweise der Europäer. Toleranz und Verständnis, das Aufeinander zugehen, das Miteinander reden ist wichtiger denn je, gerade nach dem Volksentscheid in Schweiz.

In Dubai eigene Erfahrungen sammeln
So bleibt noch eine Bemerkung: Wer tatsächlich seine eigenen Islam-Erfahrungen machen möchte, sollte nach Dubai reisen, um zu sehen, wie friedlich, freundlich und hilfsbereit die Muslime sind, wenn man ihnen und ihrer Kultur mit dem nötigen Respekt begegnet. Dubai ist eine hervorragende Möglichkeit, den Islam auf eigene Faust zu entdecken und Vorurteile abzubauen.

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