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22.03.2010 20:44 Uhr
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Dubai und der Iran - eine ökonomische Zweckgemeinschaft

Urlauber, die den Creek per Boot befahren oder sich am Hafen umsehen, werden sich mit Sicherheit gefragt haben, wo die mit Waren vollgepackten Dhaus hinfahren. Antworten gibt es viele, doch etwas zurückhaltender ist man in Dubai, wenn es sich um Dhaus handelt, die in den Iran fahren.

Drehscheibe Dubai
Dubai ist eine der wichtigsten Drehscheiben des Handels mit dem Iran und vollzieht den Spagat zwischen harscher Kritik an der Politik in Teheran und der Aufrechterhaltung eines blühenden Handels.

Was transportieren die Dhaus in den Iran?
Fragt man nach dem Inhalt der Fracht, dann bekommt man schnelle Antworten: Konsumgüter aller Art, vor allem Plasma-Fernseher und Computer samt Zubehör, aber auch Küchengeräte. Doch dies ist nur ein Teil der Wahrheit. Außer dem Kapitän und seinen Kontaktleuten im Iran weiß niemand, was sich tatsächlich an Bord befindet. Und es interessiert auch niemanden, denn Dhau-Kontrollen gibt es in Dubai praktisch keine, vor allem dann, wenn es sich um iranische handelt. Rund drei Tage benötigt eine Dhau für ihre Fahrt zur iranischen Insel Kish, ein bedeutender Umschlagplatz für Waren aus Dubai.

Über 1250 iranische Handelsgesellschaften allein in Dubai
Die Dhau-Kapitäne fahren nur selten in Aufträgen großer Firmen, sondern nehmen Aufträge von Privatpersonen oder Kleinbetrieben entgegen, denn in Dubai bekommt man fast alles, was man im Iran nicht bekommt – und davon leben Dubais Händler alles andere als schlecht. Dafür sorgen schon die 1250 in Dubai registrierten iranischen Handelsgesellschaften.

Beladene Dhau in Dubai


Etwa 150 Dhaus verlassen Tag für Tag Dubai in Richtung Iran, diese Zahl ist öffentlich, was sich jedoch im Containerhafen von Jebel Ali abspielt, wissen auch nur wenige Leute.


Rettungsanker Iran
Tatsache ist, dass man sich in Dubai um Sanktionen nur nach außen hin kümmert, und der Handel mit Gütern, die auch militärisch genutzt werden können, floriert seit Beginn der Wirtschaftskrise wie nie zuvor. Für viele Geschäftsleute, die durch die Krise kurz vor dem Ruin standen, sind die schlaffen oder nicht vorhandenen Kontrollen oft die letzte Rettung.
Die USA setzt in Dubai CIA-Agenten ein
Die USA haben deshalb den Druck auf Dubai erheblich verschärft und eigene Maßnahmen ergriffen, indem man mehrere Dutzend CIA-Agenten in Dubai ansetzte, um illegale Waffengeschäfte zu verhindern. Hierfür hatte man extra im US-Konsulat eine neue Einrichtung geschaffen, das „Iran Contact Office“. Von hier aus wollen die USA den Handel mit dem Iran kontrollieren. Der Erfolg ist allerdings nur mäßig, denn von den mehr als 8000 iranischen Firmen mit einer Niederlassung in Dubai wurden innerhalb von fünf Jahren lediglich 150 geschlossen.

Perfektes iranisches Netzwerk
In Dubai verfügt der Iran über ein perfektes Netzwerk, das im Prinzip unbehelligt von den Dubai-Behörden arbeitet, und man schätzt, dass jeder vierte Einwohner Dubais ein Iraner sei. So kann man in der Tat von einer iranischen Nebengesellschaft sprechen, denn die Iraner verfügen selbst über eigene Moscheen, Schulen, Kindergärten und sogar Krankenhäuser. So erklärt sich auch, warum der Handel in mit dem Iran in Dubai kaum zu kontrollieren ist – die iranischen Netzwerke sind nicht zu kontrollieren.

Exportzahlen sprechen für sich
Dies verdeutlicht auch eine Zahl: Der Export von Dubai in den Iran hat sich in den Jahren von 2005 bis 2009 auf über zwölf Milliarden US-Dollar praktisch verdreifacht. Vom Iran werden nach Dubai überwiegend Teppiche, Pistazien und tonnenweise Obst und Gemüse exportiert, deren Wert um Milliarden niedriger ist als umgekehrt.

Fazit
Aus all diesen Gründen ist das Verhältnis zwischen Dubai und dem Iran trotz aller politischen Kontroversen wirtschaftlich ein bedeutender Faktor. Und so kommt den Dhaus, die in Dubai be- und entladen werden, eine ganz besondere Bedeutung bei, die nichts, aber auch gar nichts mit Nostalgie zu tun hat, sondern knallharten wirtschaftlichen Interessen dient. Romantik findet in Dubai woanders statt.

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