Kamelrennen in Dubai: Ruhm und Ehre durch ferngesteuerte Tiere

Kamele haben in Dubai ihre ursprüngliche Funktion als sogenanntes Wüstenschiff schon lange verloren. Doch die Bedeutung für die Emiratis ist geblieben - nur der Zweck hat sich verändert.

Kamele werden gehandelt und bewertet wie Rennpferde, zu Summen, die so manchen Rennstallbesitzern in Deutschland eine Blässe ins Gesicht treiben. In der Tat: Gute Renn-Kamele sind in Dubai Gold wert. Einzelne von ihnen kosten bis zu zehn Millionen Euro und noch mehr.

Die Vorbereitung auf das Rennen

Kamele sind Status-Symbole, gleich den Luxus-Autos der Scheichs und ihren Palästen. Und in Dubai rennen die Besten der Besten an Renntagen von Oktober bis April auf der Bahn von "Nad Al Sheba", wo nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlassen wird. Dabei wird erst kurz vor dem Rennen entschieden, welches Kamel auch starten darf - oder muss. Es sind die Geheimnisse der Trainer im entscheidenden Moment herauszufinden, welches Tier die beste Tagesform hat. Kamele sind launisch, werden von ihrem Charakter her oft mit Eseln verglichen, und ein Kamel "funktioniert" immer nur dann, wenn es auch will.

Rennen in allen Emiraten

Und nichts wäre schlimmer für den Besitzer, wenn der Trainer eine falsche Wahl getroffen hätte, nicht nur des Geldes wegen, sondern wegen der Ehre. Besonders dann, wenn am späten Nachmittag die Tagesbesten aller sieben Emirate gegeneinander antreten, dann heißt es: Jeder gegen Jeden - und immer auf einer Strecke von vier Kilometern unter der Sonne der Emirate. Hat man Dubais Rennen geschafft, werden die besten Renn-Kamele ins nächste Emirat mit Spezial-Flugzeugen geflogen, wo weitere hochdotierte Preise zu gewinnen sind: Nicht nur Geld, sondern auch Luxuskarossen und die teuersten Geländewagen.

Rennkamele sehen anders aus

Um den Besitzern der Kamele zu Ehre und Ruhm zu verhelfen, führen die Tiere ein wahres Luxusleben. Trotzdem wird strengstens darauf geachtet, dass sie auch das perfekte Gewicht auf die Rennbahn bringen. Sie sehen wesentlich zierlicher aus, ihre Körper wirken eher schmächtig, und ihre Beine sind denen von Stechmücken ähnlich. Auch die Köpfe der Luxus-Kamele sind weitaus zierlicher als man von Kamelen gewohnt ist.

Nahrung wie im Gourmet-Tempel

Die Speisekarte der Renn-Kamele ist verlockend: Hafer, Weizen und Datteln, ein Cocktail aus Eiern, Ziegenmilch und dem teuersten wilden Honig. Die genaue Zusammensetzung des Futters ist eines der strengst gehüteten Geheimnisse.

Abgeschottet von der Außenwelt

Wie ernst man die Geheimnisse rund um die Kamele nimmt, sieht man in Dubai an den kilometerlangen, durch hohe Zäune oder Mauern geschützten Kamel-Ställen östlich der Rennbahn von "Nad Al Sheba". Wobei Ställe die völlig falsche Bezeichnung sind: Es sind wahre Kamel-Wellness-Oasen mit den modernsten Einrichtungen wie Pool und englischem Rasen, die hauptsächlich am Ende des täglichen Trainings zum Einsatz kommen.

Renntag: Der Herrscher ist immer präsent

Und am Renntag selbst fehlt niemals einer: der Herrscher Scheich Mohammed Al-Maktoum, nebst seinem ganzen Clan und seinen Ministern. Traditionsgemäß fährt er an der Spitze eines langen Autokonvois in seinem schneeweißen "Mercedes G 500" mit der "1" auf dem Nummernschild, dann folgt ihm in einem schwarzen Auto sein Sohn, Scheich Hamdan, der Nachfolger auf dem Thron des Herrschers von Dubai, dann folgen weitere Familienangehörige und meist die gesamte Ministerriege. Erst wenn sie alle ihre Plätze eingenommen haben, wird das erste Rennen meist mit elf Kamelen gestartet.

Ferngesteuertes Rennen

Und hinter der Meute her eine wahre Armada von edelsten vollbesetzten Geländewagen, von denen die Scheichs nicht nur das Rennen verfolgen, sondern aktiv beeinflussen. Mit unangenehmen Folgen für Tribünen-Gäste: Von der Tribüne selbst kann man nur etwa 75 Prozent des Rennens überhaupt verfolgen, da die Geländewagen-Armada solch große Mengen von Staub und Sand aufwirbelt, um über die gesamte Rennbahn einen Schleier zu legen.

Dies ist der Preis dafür, dass man in Dubai keine Kinder-Jockeys mehr auf die Kamele setzt, sondern kleine Roboter, die von den Scheichs in den Geländewagen ferngesteuert werden. Das ist im Prinzip nichts anderes als eine Carrera-Autorennbahn mit lebenden Kamelen. Allerdings kann der Scheich damit das Kamel nicht lenken, aber kann eine Peitsche aktivieren, die dem Kamel "Zunder" geben geben soll. Dies wird mit einem Schlüssel getan, der ähnlich wie ein modernen Autoschlüssel funktioniert.

Dabei ist interessant zu sehen, dass die Positionskämpfe der Geländewagen oft spektakulärer sind als die der Kamele selbst. Unter lautem Dauergehupe kommt es zu Berührungen und manchmal sogar zu echten Crashs - doch das gehört zu einem Kamelrennen in Dubai dazu. Nur wer vorne fährt, kann direkt ins Renngeschehen eingreifen. Für Dubai-Urlauber mit absoluter Sicherheit ein großes Erlebnis!