Dubai Heritage House

Das Gebäude des heutigen Heritage House im Stadtbezirk Deira wurde 1890 von Mattar bin Saeed bin Muzaaina erbaut. Es bestand ursprünglich aus zwei Schlafzimmern, aus denen viele kleine Räume aus Palmwedeln gebaut wurden, die auf einen weiten Innenhof gerichtet waren.

1910 wurde Sheikh Ahmed bin Dalmouk, der zu dieser Zeit bekannteste Perlenhändler in Dubai, der Eigentümer des Hauses. Er erweiterte das Gebäude, indem er zusätzliche Räume an der Nord- und Westseite errichten ließ.

1920 schenkte er das Haus an Saeed bin Hamdan, der es 1935 wiederum an Ibrahim Al Said Abdullah verkaufte. Erst in dessen Besitz wurde das Haus zu einem typischen Familienhaus umgestaltet, wobei die Handwerker nur die feinsten Materialien nutzten und verschiedenen Teilen des Hauses dekorative Motive und andere künstlerische Elemente hinzufügten.

Ab Mitte des Jahres 1994 führte die Stadtverwaltung von Dubai umfassende Restaurierungs- und Reparaturarbeiten an dem insgesamt 935 Quadratmeter großen Gebäude durch. Sie dauerten rund 18 Monate lang. Am 20. März 2000 wurde das Heritage House von Sheikh Hamdan bin Rashid Al Maktoum schließlich offiziell eröffnet.

Seit April 2000 wird es vom "Deparment of Tourism and Commerce Marketing" betreut und zeigt Besuchern, das traditionelle Leben von Familien der Vereinigten Arabischen Emirate in den unterschiedlichen Räumen, die typischerweise zu einem solchen Haus dazugehörten.

Der Gästeraum (Al-Majlis)

Der Gästeraum wird immer noch als der wichtigste Raum in einem Haus in den Emiraten betrachtet, da der Islam zu Großzügigkeit und Gastfreundschaft auffordert und es als eine islamische Pflicht angesehen wird, Gästen und Reisenden Unterkunft und Bewirtung anzubieten.

Der Gästeraum befindet sich für gewöhnlich in der Nähe der Haupthalle und ist auf den Eingang oder einen Innenhof ausgerichtet. Und weil die Achtung der familiären Privatsphäre eine weitere wichtige islamische Tradition ist, ist der Gästeraum mit Ausnahme einer kleinen Tür, durch die Essen und Getränke serviert werden, komplett vom Rest des Hauses isoliert. Sein Fußboden ist mit persischen Teppichen sowie bestickten Kissen und Polsterrollen bedeckt, die "Al-Tiky" und "Al-Dawshak" genannt werden und auf denen die Gäste Platz nehmen können. Die Wände sind mit Koranversen, Schwertern, Gewehren und anderen Waffen dekoriert.

In der Regel ist der Gästeraum sehr geräumig, um viele Gäste komfortabel unterbringen zu können. Normalerweise treffen sich hier die Leute bei Gelegenheiten wie Hochzeiten, Festen und Feiertagen. Dabei wird arabischer Kaffee zubereitet und in einer Ecke des Raums serviert. Die Gesprächsthemen betreffen meist wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten, Geschäftsreisen und die lokale Politik

Der Gästeraum der Frauen (Al Majlis)

Um weibliche Verwandte, Nachbarn und Freunde willkommen zu heißen, wird ein spezieller Empfangsraum genutzt. Die Frauen, die die männlichen Reisenden begleiteten, übernachteten üblicherweise in diesem Gästeraum. Männern ist es nicht erlaubt, durch diesen Raum zu gehen - auch nicht, wenn sie Mitglieder der Familie sind.

Alle Fenster und Balkone dieses Gästeraums sind auf den Innenhof gerichtet. Auf dem Fußboden sind üblicherweise luxuriöse persische Teppiche auf einer Lage von "Dawshak" genannten Strohmatten ausgebreitet. Zudem standen zum gemütlichen Sitzen Kissen aus bestickter Seide und Wolle bereit.

Der Gästeraum der Frauen war dekoriert mit einer Vielzahl an Holzkästen, Glaswaren und Spiegeln an den Wänden und traditionell der Treffpunkt für Frauen, in dem sie sich begrüßten, Gespräche führten und ihre täglichen Aktivitäten wie Henna, Malen, Nähen und Sticken ausführen konnten. Die Hausdame versorgte ihre Gäste mit Essen und Getränken, Weihrauch und anderen Düften und servierte arabischen Kaffee.

Der Innenhof ("Al-Haush")

Bis heute ist der Innenhof ein architektonisches Charakteristikum in Häusern der Golfregion und Dubai. Um diesen wichtigen zentralen Bestandteil vieler Gebäude sind alle Räume herum gebaut, da er Tageslicht liefert und für eine gute Belüftung im ganzen Haus sorgt.

Für gewöhnlich war der Innenhof groß, mit Dattelpalmen, Mandel- und Nabjfrucht-Bäumen bepflanzt und der Ort, an dem die Kinder ihre traditionellen Spiele wie "Sabba", "Jaheef" oder "Arayes" spielten.

Die Veranda ("Leewan")

Die Veranda ist ein offener Bereich, die auf den Innenhof ausgerichtet ist. Das Dach besteht aus Holz und Verputz und die Fassade ist von Säulen umgeben, die mit unterschiedlichen floralen Designs, natürlichen Motiven und geometrischen Formen verziert sind.

Alle Räume und Flure des Hauses führen auf die Veranda, die die Räume im Sommer vor der direkten Einstrahlung von Sonnenlicht schützt.

Speziell im Frühling und im Winter wurde sie als eine Art Wohnzimmer und als Versammlungsort der ganzen Familie genutzt. Auf dem Fußboden ist über einer Strohmatte ein "Zoliya" genannter Teppich ausgebreitet. Die Familienmitglieder und andere Gäste saßen aber häufig auch auf langen Holzbänken.

Das Hauptwohnzimmer ("Al-Makhzan")

Das Hauptwohnzimmer wurde das ganze Jahr hindurch von der Familie genutzt, um sich zu versammeln, miteinander zu sprechen und gemeinsam zu essen.

Der Raum beinhaltete früher das gesamte Hab und Gut der Familienmitglieder wie beispielsweise Kleidung, Parfüm und Schmuck. Er besitzt viele Fenster, ist geräumig gestaltet und mit Kupfer beschlagenen Kästen aus Teakholz ("Bu Al Nojoom") ausgestattet, in denen die Besitztümer verstaut wurden.

Der Wasserbrunnen ("Al Khareejah")

Dieser Salzwasserbrunnen wurde zum Waschen von Gebrauchsgegenständen und Geschirr genutzt. Das Süßwasser zum täglichen Leben wurde hingegen von einem "Al-Murwi" genannten Wasserträger aus den Süßwasserbrunnen ("Al Tawee") geholt und mit Eseln in großen Behältnissen zu den Familien gebracht, die es in Gefäßen im Haus lagerten.

Der Lagerraum ("Al-Bakhar")

Der Lagerraum diente vor allem dazu, Vorräte zu lagern und Gebrauchs- und Haushaltsgegenstände - insbesondere Küchenutensilien - unterzubringen. Er befand sich gewöhnlich entfernt von den Wohnbereichen in der Nähe der Küche und war mit vielen Ablageregalen und Holzkisten möbliert, in denen die Vorräte verstaut wurden. Um die oberen Regale zu erreichen, wurde eine Holzleiter benutzt. Einige wohlhabende Händler besaßen in ihrem Lagerraum auch eine Presse, mit der sie so genannten "Dibs"-Sirup herstellen konnten. Dieser Honig ähnliche Sirup wurde für zahlreiche Gerichte und Desserts verwendet.

Die Küche

Die Küche war traditionell ein kleiner Raum in einer Ecke des Hauses abseits der Wohnräume, damit die Gerüche und der Rauch beim Kochen nicht in die Wohnbereiche zogen. Im Allgemeinen war Kochen die Aufgabe der Frauen im Haus, die zur Zubereitung von Speisen vor allem Mahlsteine, Siebe, Röster und Töpfe sowie Kohle und Holz als Brennstoff nutzten.

Viele der alten und leckeren Gerichte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sind bis heute beliebt. Zwei der besten Beispiele sind "Machboos", ein Gericht aus Fleisch und Reis, und "Harees", ein Gericht aus Fleisch und Weizen mit einer breiigen Konsistenz.

Zum Frühstück wurden häufig "Mohalla" oder "Khamir" gegessen, ein flaches bzw. ein dickeres Brot mit Honig oder Dattelsirup. "Kabeas" wird aus Honig, Datteln, Eiern und Mehl hergestellt. Darüber hinaus gab es traditionell viele Dessertgerichte wie beispielsweise "Lukeimat" (Teigbällchen mit Sirup), "Asseada" (aus Grieß und Safran) und "Batheath" (frisch gereifte Datteln mit Mehlsauce) oder "Saghoo".

Der obere Raum

Der obere Raum war in der Regel auf das Meer ausgerichtet. Er besitzt viele Fenster und Öffnungen an den Hausseiten zum Innenhof und zur Straße, so dass die Luft frei durch den Raum zirkulieren kann und er kühl bleibt. Der obere Raum war vor allem für Händlerhäuser typisch und wurde während des Sommers auch für Familientreffen genutzt. Vom Innenhof wird er durch einen schattigen und gewöhnlich hölzernen Flur mit dem arabischen Namen "Al-Warish" getrennt.