Palm Jumeirah

Vom Weltall aus betrachtet, liegt sie wie eine gigantische Palme im blauen Wasser des Persischen Golfs: Palm Jumeirah, die künstliche Halbinsel vor der Küste von Dubai. Nicht nur in Architektenkreisen spricht man vom "achten Weltwunder" als Teil des Mega-Projekts "The Palm", drei künstlich aufgeschüttete Wohn-, Ferien- und Vergnügungsinseln.

Während die Bauarbeiten auf den Nachbarinseln Palm Deira und Palm Jebel Ali im Zuge der Wirtschaftskrise herunter gefahren wurden, ist Jumeirah die einzige bislang bewohnte mit Hotelbetrieb. Vollständig vollendet wurde allerdings auch hier noch längst nicht alles.

Gigantisches Utopia der Lebensqualität

Ein mächtiger Stamm ("The Trunk") von 4 km Länge, eine riesige Krone ("The Crown") als Achse, von der 17 gleichförmig angelegte "Palmwedel" ("The Fronds" ) abgehen, das Ganze umgeben von einem 11 km langen halbmondförmigen Wellenbrecher ("the Crescent") aus Felsbrocken: um 78 km wurde so die naturgegeben eher spärliche Küste von Dubai verlängert. Darauf, auf 560 Hektar verteilt, Luxushotels und Wolkenkratzer, Appartementanlagen und luxuriöse Villen, Shopping Malls und Vergnügungsviertel, Parks, mehrere Marinas und weitläufige Spa-Center der Extraklasse.

Ein gigantisches Utopia der Lebensqualität, weitab vom Lärm und Staub der Boomtwon Dubai City. So sieht es zumindest die Planung des 2001 von der Regierung von Dubai in Angriff genommenen Projekts vor. Verwirklicht wurden davon bislang das Luxushotel "Atlantis the Palm" sowie einige Villen und Appartementanlagen, die Ferienwohnungen für Selbstversorger anbieten. Baulärm ist nach wie vor nicht auszuschließen, die Begrünung mit Palmen und Buschwerk verlief bislang eher spärlich.

Dem Meer abgetrotzt

Die Errichtung einer künstlichen Inselwelt derart gigantischen Ausmaßes erfordert ausgewiesenes technisches Expertenwissen und kann nur von sehr wenigen Bauunternehmungen auf der Welt durchgeführt werden. Führend sind dabei die Niederländer, seit Jahrhunderten gewohnt, dem Meer Land abzutrotzen und gleichzeitig ihre flache und von Natur aus ungeschützte Küste mit Deichen und anderen künstlichen Befestigungsanlagen vor Erosion zu sichern. So war es nur logisch, dass eine niederländische Firma den Zuschlag für das milliardenschwere Ausschachtungsprojekt vor der Küste Dubais erhielt. Dabei kam mit dem sogenannten "Rainbowing" eine neue Technik zum Einsatz: Baggerschiffe schaufelten unermüdlich tonnenweise Sand vom Meeresboden, der in einem riesigen bogenförmigen Strahl an der Küste niederging.

Mit Spezialmaschinen wurden die aufgeschütteten Sandmassen in einem komplizierten Verfahren "geschüttelt", damit sie sich gleichmäßig verteilten und nach und nach fest werden konnten. So sollte verhindert werden, dass die neu geschaffene Insel später einmal zur Wanderdüne wird. Die Natur braucht dafür Millionen von Jahren, hier genügten ein paar.

Für die Anlage der unumgänglichen Wellenbrecher kam nicht Beton, sondern tonnenweise Felsbrocken zum Einsatz, um ein natürliches Riff zu schaffen. Gleichzeitig galt es, das ökologische Gleichgewicht zu halten, Algenbildung infolge mangelnder Wasserzirkulation sowie einem Hitzestau im schon von Natur aus sehr warmen Persischen Golf vorzubeugen: Kritischen Stimmen der Naturschützer sollten keine Steilvorlagen geliefert werden. Inzwischen wurden diese Probleme weitgehend gelöst, und im Wasser vor Palm Jumeirah haben sich sogar zahlreiche neue Fischarten angesiedelt.

Leben in abgeschirmten Luxussiedlungen

Von den anvisierten bis zu 60.000 Bewohnern in rund 4000 Wohneinheiten- andere Quellen sprechen von bis zu 160.000 in 8.000 Wohneinheiten - haben sich bislang rund 500 Haushalte auf Palm Jumeirah als "Residents" dauerhaft niedergelassen, die meisten aus Großbritannien, Russland und Iran. Zahlreiche Grundstücke zur Villenbebauung in Meeresnähe, Stadthäuser, Lofts und Appartements stehen derzeit zum Verkauf. Vieles ist noch in Planung oder im Bau. Die als Hochhaussiedlung angelegten und auf sechs gigantische Wohntürme verteilten Marina Residences mit riesigen Jachthäfen vor der Haustür warten derzeit auf ihre Vollendung - und auf Bewohner. Da die Immobilienpreise in Dubai teilweise um bis zu 50 Prozent gefallen sind und Investoren vorsichtig geworden sind, ist hier durchaus ein Schnäppchen zu machen: So ist ein voll erschlossenes Villengrundstück von 13.000 qm auf einem abgelegenen Areal der Palmwedel laut Website des Bauträgers Nakheel schon für umgerechnet unter 2 Millionen Euro zu haben.

Nakheel als Vermarkter und Verwalter kümmert sich dabei um alles - vom Verkauf über Inneneinrichtung bis zu Umzugs- und Hausmeisterservices sowie Security. Bislang konnten sich noch nicht allzu viele Interessenten für diese neue Art des rundum betreuten - und bewachten - Wohnens auf hohem Niveau aber ohne urbanes Leben entscheiden. Kritisiert werden auch die zu enge Bebauung, fehlendes Grün sowie mangelnde medizinische Versorgung. Im heißen Sommer klettern zudem die Kosten für die Klimaanlage, die extra bezahlt werden müssen, in astronomische Höhen.

"Hotel Atlantis the Palm" - Märchenpalast mit Fischen

Der bisher größte Erfolg und ein Touristenmagnet ersten Ranges auf Palm Jumeirah ist das 5-Sterne-Hotel "Atlantis The Palm". Wie ein Märchenpalast aus 1001 Nacht mit einem kräftigen Schuss Disney-Schloss liegt es als Traum in Rosa und Türkis direkt am feinsandigen Strand vor dem felsigen Sichelmond - ein Ferientraum der Superlative.

Die von dem südafrikanischen Hotelier Sol Kerzner betriebene Anlage mit ihren über 1.500 Zimmern ist mehr als ein Hotel, sondern Luxusherberge, Shopping Mall, Schlemmerparadies und Event-Tempel in einem. Eine Besonderheit sind die mit Fischen besetzte Unterwasser-Lagune, die sich durch die gesamte Hotelanlage zieht, sowie die an den sagenhaften Kontinent Atlantis erinnernde Unterwasserwelt "Lost Chambers". Angeschlossen an die Hotelanlage ist der Wasser-Freizeitpark "Aquaventure", in dem man zum Beispiel in einer Röhre durch ein - gut gesichertes - Haifischbecken sausen kann. Sämtliche Einrichtungen sind auch zahlenden Tagestouristen zugänglich, was für Ruhesuchende den Aufenthalt im "Atlantis" eventuell etwas problematisch macht.

Nicht nur bei Tierschützern umstritten ist die Delfin-Anlage, in der zahme Tiere von den Salomon-Inseln zur Belustigung der Besucher und Hotelgäste trainiert werden und die als Schwimmpartner fungieren. Man erreicht das "Atlantis" von Festland aus entweder mit Auto und Bus über eine 300 m lange Brücke oder mit der Einschienenbahn Dubai Monorail.

Viele andere Hotels auf Palm Jumeirah sind bislang über die Planungsphase nicht hinaus gekommen. So wurde der Bau der Vorzeige-Anlage Trump International Hotel & Tower, deren 62 Stockwerke umfassenden, zu einem V gebogenen Zwillingstürme das neue Wahrzeichen von Dubai werden sollten, in Folge der Wirtschaftskrise bis auf weiteres auf Eis gelegt: Der amerikanische Bau-Mogul Donald Trump machte vorläufig einen Rückzieher. Insgesamt sind für die kommenden Jahre neben dem "Atlantis" zehn weitere Hotels geplant, andere Quellen sprechen von rund 30.

Schlemmen beim Sterne-Koch

Sämtliche Restaurants auf Palm Jumeirah befinden sich derzeit ausschließlich auf dem Gelände des Hotels "Atlantis", sind aber für Gäste von außerhalb jederzeit zugänglich. Gekocht wird arabisch und europäisch, amerikanisch und asiatisch. Dabei reicht die Palette vom familiären Selbstbedienungsrestraurant über gepflegte Fastfood-Lokale, Steak- und Fischrestaurants bis zum Luxus-Schlemmertempel mit Sternekoch am Herd. Zu den mit Preisen ausgezeichneten Spitzenköchen, die im "Atlantis" zu Tisch bitten, gehören Santi Santamaria, der im "Ossiano" Katalanisches auf die Teller zaubert, und Nobuyuki Matsuhisa, der im "Nobu" japanische Spitzenküche zelebriert. Im "Rostang" mit angeschlossenem Café von Michel Rostang werden Freunde der bodenständigen französischen Cuisine verwöhnt, während im "Ronda Locatelli" der italienische Spitzenkoch Giorgio Locatelli Pizza aus dem Luxus-Steinofen auftischt.

Erweitert wird das gastronomische Angebot durch das libanesische Restaurant "Levantine" mit Bauchtanz , ein arabisches Kaffeehaus und eine Fülle von Wein- und Cocktailbars internationalen Zuschnitts. Ein Highlight im Nachtleben von Dubai ist die groß angelegte Party- und Dining-Location "Nasimi Beach" direkt am Strand vor dem Hotel "Atlantis": Hier kann das internationale Partyvolk zu House, Funk, Electro und Soulhouse rund um die Uhr ohne Pause auf hohem Niveau abfeiern.

Die Projekte

Für die kommenden Jahre hat der staatliche Entwickler und Betreiber von "Palm Jumeirah", Nakheel, eine Fülle von Projekten auf dem Plan stehen, deren Fertigstellung eigentlich spätestens für das Jahr 2010 anvisiert war. Wieviele davon bis spätestens 2016 realistischerweise vollendet sein werden, ist derzeit unklar. Neben den bereits erwähnten Bauvorhaben beziehen sich diese Projekte vor allem auf die Infrastruktur der Wohn- und Ferieninsel.

In Planung ist der Ausbau großzügiger Shopping- und Event-Malls mit Designer-Shops auch außerhalb des Hotels "Atlantis", dazu Kinos und Theater wie eine Filiale des berühmten Cirque du Soleil aus Paris. Auch das Angebot an Spas und Grünanlagen soll insgesamt erweitert werden, um die Attraktivität der Luxusanlage für Residents, Hotelgäste und Tagesbesucher zu erhöhen. Ausgebaut werden soll auch die Einschienenbahn "Palm Jumeirah Monorail" durch eine Direktverbindung zur Roten Linie der U-Bahn (Metro) von Dubai.