Vom Beginn des Ölbooms in Dubai
Bereits im März 1966 begann ein Bohrschiff einer Ölkompanie etwa 110 Kilometer von Dubai entfernt im Persischen Golf nach Öl zu bohren. Dieses Bohrfeld war Dubai zugesprochen worden. Gleichzeitig wurde auch im Landesinneren, in der Gegend von "Jabal Ali" nach Öl gebohrt.

Diese Bohrstelle besuchte ich öfters, und eines Tages erklärte man mir, dass diese geschlossen werde würde, da ein Erdbeben mit einer gleichzeitigen Erdverschiebung das Bohrloch in 3400 Meter Tiefe unbrauchbar gemacht hatte. An der Bohrstelle im Meer wurde jedoch Erdöl in ausreichender Menge gefunden. Und jetzt wurde der Startschuss für den weiteren Ausbau der Infrastruktur von Dubai gegeben.
Der Unterwasser-Öltank "Khazzan 1"
Der Ölfund brachte erhebliche Lagerprobleme mit sich, denn das Erdöl musste vor dem Abtransport durch Tankschiffe in ausreichender Menge gelagert werden, da es keine geeignete Insel in der Nähe gab. Aus diesem Grund entschloss man sich, einen eigentlich noch in der Entwicklung befindlichen neuartigen Unterwassertank von der amerikanischen Firma "Chikago Bridge & Iron Company" fertigen zu lassen, wo man bereits ein Minimodell von 15 Meter Durchmesser im Golf von Mexiko erfolgreich erprobt hatte.

Im Jahre 1968 wurde bei Dubai in Strandnähe, in der Gegend vom Jabal Ali, ein Tank gebaut, der 500.000 Fass Erdöl lagern konnte, an seiner Basis einen Durchmesser 80 Meter maß, über 60 Meter hoch war und keinen Boden hatte. Neben dieser Baugrube wurde später das Hotel "Chikago Beach" gebaut. Einheimische sprechen heute noch von von diesem Strandabschnitt von der "Chikago Beach".
Unsere Aufgabe war es, eine riesige Baugrube auszuheben, ein Teil davon lag 1,5 Meter über dem Meeresspiegel. Wir bauten ein kreisförmiges Fundament für den Tank, ein danebenliegender Teil der Baugrube, ca. 110 Meter Durchmesser, wurde mehr als drei Meter unter das Meeresniveau vertieft, um so ein großes Becken zu schaffen.
Der Ablauf der einzelnen Arbeitsschritte.
Die Spundwand wird geschlagen.
Einige Monate vor Fertigstellung des Tanks begannen wir mit unserem Baggerschiff eine etwa 120 Meter breite und vier Meter tiefe Fahrrinne vom Meer aus für die spätere Ausfahrt des Öltanks auszubaggern.

Hier wird bereits an der Ausfahrtsrinne für den Öltank gearbeitet. Im Vordergrund der Saugbagger, dahinter ein auf einem Ponton stehender Greifbagger mit einer Klappschute an der Seite, links eine Schwimm-Ramme, dann unser Schlepper "Buraika", und rechts ist eines unserer Transportschiffe zu sehen.
Unser Saugbagger war eigentlich für ruhige Gewässer gebaut, den zu erwartenden Stürmen am Meer war er jedoch kaum gewachsen - und trotzdem machten wir ihn für diesen Einsatz bereit. Soweit es ging habe ich ihn noch in der Werkstatt vor dem Auslaufen sturmfest gemacht.
Vorbereitung auf einen Sturm
Die Ölkompanie hatte entlang der Küste, aber auch bei ihren Bohrstellen im Meer Wetterstationen, über die wir laufend die Wetterwerte sowie eventuelle Sturmwarnungen von amerikanischen Meteorologen bekamen.

Nach Erhalt einer Sturmwarnung mussten wir schleunigst die Arbeit beenden, die Schwimmleitung öffnen, um dann, gezogen von unserem Schlepper "Buraika", den sicheren Innenhafen im Dubai Creek zu erreichen. Dieses Manöver dauerte, bei noch guten Wetterverhältnissen, rund fünf Stunden, bei aufkommendem Sturm jedoch wesentlich länger.

Leider schätzten die Meteorologen nicht selten die Wetterlage falsch ein. Dann war alles zu tun, um den Saugbagger vor dem Untergang zu bewahren.

Dabei gab es immer wieder gefährliche bis lebensgefährliche Situationen, wenn beispielsweise Wellen mit drei bis vier Meter Höhe gegen unser Gerät knallten. Trotzdem gelang es und immer Mensch und Maschinen vor Schäden oder Verlust zu bewahren.
Vom im Bau befindlichen Öltank aus gesehen: Das schwimmende Gerät, auch der Schatten des Turmes ist deutlich zu erkennen. Die Baugrube ist zum Teil schon mit einer Plastikfolie ausgelegt. Wenige Tage später wurde sie mit Meerwasser gefüllt um den Öltank in das tiefere Becken zu überstellen.
Einer der letzten Bauteile wird aufgesetzt.
Die Baugrube wird mit Hilfe des Saugbaggers und einiger kleinerer Pumpen geflutet. Rechts sieht man den damals viertgrößten Derik-Kran der Welt, mit einer Gesamthöhe von 120 Metern und einer Tragkraft von 800 Tonnen.

War der Wasserstand hoch genug, dann wurde mittels Kompressoren, die im oberen Teil des Turmes befestigt waren, Luft in das Innere des Tanks geblasen. Das Wasser wurde aus dem Hohlraum verdrängt - und ab einem Tiefgang von nicht ganz drei Metern begann der etwa 15.000 Tonnen schwere Tank aufzuschwimmen. Mittels Seilwinden wurde er dann in das tiefere Becken gezogen. Die Luft wurde langsam ausgelassen, bis der Tank den Beckenboden erreichte. Dann begann für uns ein Wettlauf mit der Zeit: Der Damm zwischen Tank und Meer musste abgetragen und die Fahrrinne bis zum Tank ausgebaggert werden.
Bagger und Schubraupen entfernen den oberen Teil des Damms.
Der Damm-Abbau, aus der Luft fotografiert.
Die letzten Meter wurden von mir noch ausgebaggert. Das Meer war wenigstens friedlich. Trotz aller Widrigkeiten gelang es uns, den Bauauftrag 24 Stunden vor Vertragsende zur Zufriedenheit des Bauherrn zu beenden.
Der Tank wenige Tage vor dem Auslaufen.
Da stehe ich doch etwas stolz vor dem Tank - einige Stunden vor der Zeremonie.
Am 7. August 1969 wurde bei einer feierlichen Zeremonie durch Sheikh Raschid mit einem goldenen "Kanschar", ein kleiner gekrümmter Dolch, die symbolische Halteleine durchschnitten und der Tank von zwei Hochseeschleppern aus der Schleusengrube zu seinem Bestimmungsort geschleppt.

Die feierliche Zeremonie wurde von schottischen Dudelsackpfeifern der Militärmusik aus Sharjah umrahmt.
Der goldene "Kanschar" wird vorbereitet.
Die Ankunft des Herrschers Sheikh Rashid bei seiner Ankunft.
Begrüßung durch den Generaldirektor der "Chikago Bridge & Iron Company".
Alles drängt sich bei der Zeremonie um Sheikh Rashid. Der mehr als provisorische Holzboden der Bühne ist eine halbe Stunde später in sich zusammengefallen, die Wellen haben den Sand weggeschwemmt.

Später wurde das Wasser mittels Pressluft aus dem Tank befördert, und zwei Schlepper zogen den aufschwimmenden Tank an seinen Bestimmungsort.
Ein spektakuläres Bild: Der Öltank wurde durch gezieltes Ablassen der im Tank befindlichen Luft langsam abgesenkt.

Ab einer gewissen Absenktiefe wurde der Öltank kurzfristig instabil, neigte sich auf die Seite und ließ einen größeren Teil der Luft als Fontäne am Boden ausströmen. Das war der kritische Punkt der Absenkphase, denn er hätte dabei auch umkippen können. Dann richtete er sich doch langsam wieder auf und konnte mit der restlichen Luft vorsichtig abgesenkt werden. Am Meeresboden angekommen wurde er von Tauchern auf einen vorher präparierten Untergrund bugsiert und endgültig abgestellt. Anschließend wurde er mit starken Eisenpfählen am Meeresgrund befestigt (festgenagelt).
Nur dieser Teil des Unterwassertanks schaute noch aus dem Meer.

Der Ölboom Teil 2