Das alte Dubai

Ludwig Hejze: Meine erste Reise im Jahre 1963 in das damals unbekannte Emirat Dubai
Am 22. Mai 1963 bin ich von Wien nach Dubai abgereist. Damit begann meine fast siebenjährige, in mehreren Teilabschnitten erfolgte Tätigkeit in Dubai für die österreichische Baufirma "Overseas AST". Damals benötigte man ein Visum.

Ich war dankbar, dass noch ein Kollege, der schon mehrmals in Kuwait und Dubai war, zur gleichen Zeit nach Dubai reisen musste. So hatte ich einen erfahrenen Vielflieger an meiner Seite. Zuerst ging es von Wien mit einer Caravelle nach Zürich, wo wir umsteigen mussten.

Von Zürich aus flogen wir mit einer vierstrahligen "Convair 990 Coronado" nach Beirut. In Beirut kamen wir bei Nacht an. Warum weiß ich bis heute nicht: Auf jeden Fall wurden wir von etwa zwanzig Polizisten umringt und in das Flughafengebäude eskortiert.Anschließend hat man uns in einen großen Aufzug gesteckt und in den ersten Stock gebracht. Dort warteten schon viele Fluggäste auf einen Anschlussflug.

 

Meinem Kollegen war das nicht geheuer, denn diesen Transitraum kannte er nicht. Er vermutete, dass dies nicht der übliche Transitraum war. So beschloss er, den Raum zu suchen, in dem er früher auf seinen Anschlussflug warten musste. Ich war natürlich in seinem Schlepptau. So sind wir über eine breite Stiege hinunter in das Parterre marschiert, von dort hinaus auf das Flugfeld, dann entlang des Flughafengebäudes auf der Suche nach dem "richtigen" Raum. Kein Polizist hat uns aufgehalten.Endlich hatte er den seiner Meinung nach richtigen Raum gefunden. Doch da war kein Mensch zu sehen. Vermutlich gab es keinen anderen Anschlussflug als den unseren. So sind wir alleine auf Holzbänken gesessen.

 

Als die Zeit unseres Weiterfluges gekommen war, saßen wir immer noch alleine in dem Raum. Endlich kam eine Bodenstewardess die wissen wollte,wie wir in diesen Raum gekommen sind. Mein Kollege schwindelte, man hätte uns hierher gebracht. Leider war zu dieser Zeit mein Englisch sehr mangelhaft. Ich verstand fast nichts. Dann verlangte die Stewardess unsere Tickets und verschwand mit ihnen. Die Abflugzeit war schon da, aber wir saßen ohne Flugtickets alleine da. Nach einiger Zeit erschien die Stewardess, und sagte, dass wir sitzen bleiben sollten, wir würden abgeholt. 15 Minuten später erschien ein Mann am Ausgang und hat Ti -Ai -Ai gerufen. Mein Kollege reagierte nicht. Wir wollten ja nach Dubai. Doch da niemand sonst im Raum war, konnten nur wir gemeint sein. Wir vermuteten dann, dass Ti -Ai -Ai die Abkürzung für Trans Arabic Airwais sei. Wir sind dem Mann gefolgt, der uns wirklich zum richtigen Flugzeug brachte. Es war eine "DC-6-Turboprop-Maschine" mit österreichischen Stewardessen.

 

Kaum saßen wir in der Maschine stürmten die Fluggäste aus Beirut in das Flugzeug. Mit Sack und Pack, Hühner in Käfigen, kleinen Ziegen und anderem Getier. Den Stewardessen taten wir leid, sie setzten uns in die leere erste Klasse. Eine halbe Stunde war schon vorüber und wir waren immer noch in Beirut. In arabischen Ländern normal, für mich ungewöhnlich - daran musste ich mich noch gewöhnen.

 

Irgendwann wurden die Motoren gestartet. Auf dem Rollfeld gab der Pilot dann kräftig Gas und wir sahen, dass die Auspuffrohre der Turboprop-Motoren eine hellrote fast weiße Farbe bekamen. Meinem Kollege, der Automechaniker war, ist die Luft weggeblieben. So eine Farbe konnte nur bedeuten, dass die Auspuffrohre bald schmelzen würden. Er wollte unbedingt dem Piloten Bescheid sagen, denn der konnte die glühenden Rohre von seinem Cockpit aus unmöglich sehen. Dies verhinderte allerdings der Gurt und das Flugzeug startete. Zum Glück veränderten sich die Farben der Auspuffrohre - und wir atmeten auf.

Die nächste Station war Damaskus. Wir mussten das Flugzeug verlassen, das es aufgetankt wurde.Im Warteraum wollten wir etwas trinken, aber es war niemand zu sehen. Den Barkeeper haben wir dann, gut versteckt, hinter der Bar schlafend auf dem Fußboden gefunden.

Mit der aufgetankten Maschine ging es nach Kuwait weiter. Das waren sechs Stunden Flug, und ich konnte etwas schlafen. Vor Kuwait habe ich die ersten Sanddünen aus der Luft gesichtet.

Nach der Landung bekam ich auf der Gangway die unglaubliche Hitze zu spüren. Anfangs dachte ich, es handle sich um die Abwärme der Motoren. Weiter weg vom Flugzeug musste ich diese Meinung allerdings revidieren: Es hatte tatsächlich schon gegen vierzig Grad. Erst im Transitraum wurde es etwas kühler. Dann ging es weiter nach Bahrein, auch da mussten wir das Flugzeug verlassen, außerdem mussten wir die Pässe mit Visum vorweisen, um in den Transit-Raum zu gelangen. Dann ging es weiter nach Doha, Abu Dhabi bis nach Dubai. Es war die erste Maschine die nach einem Unwetter, das eine Woche vorher Dubai heimgesucht hatte, in Dubai landen konnte. In Dubai wurden wir schon erwartet. Zu dieser Zeit durften die Menschen noch bis ans Flugzeug kommen. Die Abfertigung war dann nur noch Formsache. Es war der 23. Mai 1963. Der ganze Flug hatte lange 24 Stunden gedauert. Heute braucht man nur noch etwa sechs Stunden.